"Was die Hersteller Ihnen nicht verraten", darüber sprach Chris Wolf, Research Vice President bei Gartner, auf der VMworld in Kopenhagen. Wolf ging gnadenlos mit den Desktop-Virtualisierungsplattformen gängiger Hersteller wie Microsoft, Oracle, Citrix und VMware ins Gericht, lobte Stärken und geisselte Schwachstellen. Einige der Hersteller versprechen ihren Kunden eine TCO-Verbesserung von 50 Prozent, die durch Desktop-Virtualisierung erreichbar sei. Realistisch seien aber 12 bis 15 Prozent, sagte Wolf.
Für Grossunternehmen kommen eigentlich nur VMwares View 4,5 und Citrix Xendesktop 4 SP1 in die engere Auswahl. Microsoft VDI Suite Premium und Oracle VDI 3.2 sieht Wolf dagegen eher im KMU-Marktsegment angesiedelt. Die Stärken und Schwächen der Produkte im Detail:
Citrix Xendesktop 4 SP1 Platinum
Stärken: komplettes Set an Kernfunkktionalitäten, unterstützt Virtualisierungsplattformen unterschiedlicher Hersteller (neben Xenserver auch vSphere) und mehrere Endpoint-Betriebssysteme, starke Performance im WAN.
Schwächen: umständliches Management, Management-Konsolole nur bis 5000 Desktops ausgelegt, unzureichender Integritätscheck für Desktop-Images und Konfigurationsdateien.
VMware View 4.5 Premium
Stärken: gelungene Integration in die vSphere-Infrastruktur, solides Set an Kernfunktionalitäten, Management-Salierbarkeit bis 10.000 Desktops (best-in-class), einfache Implementation, "Active Directory"-Integration
Schwächen: mangelhafte Endpoint-Sicherheit (keine White List für Endgeräte, Alles-oder-Nichts-Prinzip), schlechte Unterstützung von PCoIP (z.B. keine Unterstützung von Riverbeds WAN-Beschleunigern), keine Xenapp-Integration, schlechte WAN-Performance.
Microsoft VDI Suite Premium
Stärken: gelungene Integration in Windows-Plattformen, gute Management-Funktionalität
Schwächen: Skalierbarkeit (unterstützt nur einige hundert Desktops), hohe Latenzzeiten und schlechte WAN-Performance, schlechte Unterstützung von Speicher-Array-Provisioning.
Oracle VDI 3.2
Stärken: integrierter Enterprise Stack, ausgezeichnetes Memory Page Sharing (best-in-class), Multi-Tenant-Architektur, Sun-Storage-Integration, breite Unterstützung von Gast-Betriebssystemen (Windows 2000/Vista/XP, Oracle Linux, Suse Linux, Ubuntu)
Schwächen: Skalierbarkeit (laut Oracle werden mehrere zehntausend Desktops unterstützt; dieser theoretische Wert ist aber nirgends belegt oder in Kundenverträgen fixiert), keine Integration von Fremdanbieter-Speicher (third party storage provisioning features)
Unternehmen migrieren auf Windows 7 und führen mit der Desktop-Migration auch gleich unfangreiche Desktop-Virtualisierungsprojekte durch. Dieser durch Windows 7 getriebene Virtualisierungs-Boom werde, schätzt Wolf, noch bis 2014 anhalten.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation Computerworld.ch.