SAP vs. Krise

Zwischen Wandel, Wagemut und Wachablösung

29.01.2009

Business Objects ist integriert

Der Zukauf von Business Objects macht sich zumindest laut SAP-Finanzvorstand Werner Brandt besser als gedacht. "Dank des bereits im Februar 2008 eingeleiteten Squeeze-out waren wir mit der Integration schneller als geplant", sagte er am Donnerstag in der "Börsen-Zeitung". "Sie ist sowohl produkt- als auch vertriebsseitig Ende 2008 abgeschlossen gewesen. Schon zur Jahresmitte hatten wir die vorhandene Systemlandschaft auf SAP umgestellt und dadurch erhebliche Einsparungen erzielt. In der Zusammenlegung von Standorten haben wir auch schon wesentliche Fortschritte gemacht."

Die Aktien von SAP haben am Donnerstag im schwachen Gesamtmarkt mit Kursgewinnen auf die Aussagen von CFO Brandt reagiert. Zudem gaben nach der Bilanzvorlage am Mittwoch auch positive Studien, etwa von Merrill Lynch oder Goldman Sachs, Auftrieb. Bis 10.25 Uhr bauten die SAP-Titel mit plus 0,33 Prozent auf 27,69 Euro ihre Vortagsgewinne aus, während der DAX zugleich um 1,77 Prozent auf 4.438,62 Punkte fiel. Am Mittwoch waren die SAP-Aktien um etwas mehr als fünf Prozent gestiegen.

Analyst Bernd Laux von Cheuvreux meinte: "Vor allem die Aussagen von Herrn Brandt über die positive Entwicklung von Business Objects dürften den Ausschlag für das Kursplus gegeben haben." Dabei verwies er vor allem auf die Geschwindigkeit der Integration des 2008 übernommenen Software-Herstellers in den SAP-Konzern. "Es war mir zwar bekannt, dass die Integration reibungslos verläuft, aber dass es so gut und schnell läuft, hat auch mich positiv überrascht."

Analyst Raimo Lenschow von Merrill Lynch hob unterdessen das Kursziel für die SAP-Aktie von 32,50 auf 34,00 Euro und begründete dies mit der Aussicht auf mittelfristig höhere Margen. Das Anlageurteil wurde mit "Buy" bestätigt. SAP dürfte auch in der derzeitigen Rezession in der Lage sein, stabile Umsätze zu erwirtschaften. Ungeachtet der rückläufigen Lizenz-Einnahmen führten die bestehenden Wartungsverträge zu Gewinnwachstum. Die von SAP formulierten Gewinnziele für 2009 hält der Experte für konservativ.

Positiv äußerte sich auch Citigroup-Analyst Gerardus Vos nach der Zahlenvorlage am Vortag. Der erstmalige substanzielle Personalabbau der Unternehmensgeschichte sowie der konservative Ausblick für 2009 seien Zeichen eines neuen Führungsstils. Dies zeige, dass der Softwarekonzern "reife" und sich klar auf die Margen fokussiere, schrieb er und beließ die Aktie auf "Buy" mit einem Kursziel auf 35,00 Euro. Analyst Mohammed Moawalla von Goldman Sachs hob das Ziel von 29,00 auf 30,00 Euro, beließ die Aktie aber auf "Neutral". Der Fokus auf Kostensenkungen dürfte den Gewinn im ersten Halbjahr 2009 absichern und danach möglicherweise für Aufwärtspotenzial sorgen, resümierte er. Selbst bei einer Stagnation des Umsatzes ergebe sich so für 2010 die Möglichkeit einer Margensteigerung um zirka zwei Prozent.

Zudem zeigen sich Analysten trotz des für die IT-Ausgaben erwarteten Umsatzrückgangs optimistisch für die Nachfrage nach klassischer SAP-Software. Denn Unternehmenssoftware ist zwar teuer, aber für das operative Geschäft vieler Konzerne unerlässlich, weil sich mit ihr oft gewaltige Einsparungen realisieren lassen. Daher dürfte der drastische Auftragseinbruch bei SAP bald wieder ausgeglichen werden und SAP 2009 einen leichten Anstieg des Lizenzumsatzes verbuchen, schätzen die Experten.