IBM-Kongreß zur "lndividuellen Datenverarbeitung"

Zentrale DV ist nicht das Nonplusultra

15.06.1984

BERLIN (CW) - Mit Individueller Datenverarbeitung" befaßte sich der diesjährige EBM-Kongreß '84 In Berlin, zu dem Big-Blue Mitarbeiter Fach- und DV-Abteilungen geladen hatte. Kritisch äußerten sich Anwender dabei zu den Zielen und Methoden der Informationsverarbeitung und Bürokommunikation.

"Individuelle Datenverarbeitung", erläuterte Paul Elsässer, verantwortlich für Veranstaltungen, Anwenderkongresse und Seminare bei IBM, ,kann keine Verarbeitung im Do-it-yourself-Verfahren sein, genausowenig, wie kollektive oder zentrale Informationsverarbeitung der Weisheit letzter Schluß sein will.

Entwicklung und Pflege von Anwendungssystemen, wie Informationsgewinnung und -aufbereitung aus bestehenden Systemen und Datenbanken, flexibles Berichtswesen

und Ad-hoc-Abfragen, Kalkulationen, Analysen, Planungs- und Fallstudien sieht Elsässer als Bereiche der individuellen Datenverarbeitung (IDV) an. Bisher sei die DV durch die Entwicklung operativer Systeme und das Bestreben, diese Systeme zu einem integrierten Informationssystem auszubauen, geprägt.

"Das sogenannte Managementinformation-System (MIS)", ergänzte Friedrich A. Meyer, Geschäftsführender Gesellschafter der ADV/Orga, Wilhelmshaven, war die

Zielsetzung anspruchsvoller Datenverarbeitung, wurde jedoch in der Regel nicht erreicht." Das Konzept der Zukunft sehe denn auch die zentrale Verwaltung operativer Daten und den zentralen Ablauf operativer Anwendungssysteme vor. Die Grundinformationsbedürfnisse eines Unternehmens seien damit abgedeckt. Darauf aufbauende Informationsverarbeitung, beispielsweise Selektion und Verarbeitung von Information nach speziellen benutzerorientierten Bedürfnissen, soll dezentral am Arbeitsplatz, durchgeführt werden. Aufgabe der zentralen Datenverarbeitung ist dann die Bereitstellung operativer Daten und Informationen, Dr. Heint Rettenmaier, Leiter der Datenverarbeitung und, Organisation der Zahnradfabrik Friedrichshafen, nannte zehn Aspekte zur Erreichung eines benutzerfreundlichen Informationssystems:

- Multifunktionalität

- Dynamische Maßkonfektion (der ,eingesetzten Geräte und Software)

- Einfache Handhabung

- Wahlweise Betriebsarten

- Stabiles Systemverhalten

- Gleichartige Syntax

- Problemloser Wechsel

- Fenstertechnik

- Vermischung von Information

- Autonome Systembenutzung

Neben diesen benutzerorientierten Gesichtspunkten für die Auswahl von geeigneter Software und Computerunterstützung der verschiedenen Funktionen spielten sieben weitere Kriterien eine ausschlaggebende Rolle.-

- Breitenwirkung der einzelnen Systeme

- Rationalisierungsfaktor pro Arbeitsplatz

- Produktivitätssteigerung insgesamt

- Realisierungszeiträum

- Aufwand absolut

- Marktpotenz des Lieferanten/ Herstellers

- Relative Rentabilität

Obwohl bei der Zahnradfabrik einige dieser Anforderungen Einsatz des Anwendersystems VM/AS der IBM realisiert werden konnten, bemängelte er jedoch das Fehlen wesentlicher Funktionen der Bürokomrnunikation. Ebenso kritisierte der Organisationsfachmann, daß AS bis jetzt nur unter dem nicht SNA-fähigen Betriebssystem VM verfügbar sei: Es gibt eine Menge Anwender", so der Friedrichshafener DV-Chef "die AS nutzen würden, wenn sie könnten.

In 25 Fachvorträgen wurden Aufgaben, Ziele und Nutzen, Einsätze und Dienstleistungsunternehmen dargestellt und diskutiert. Erfahrungsberichte verschiedener Unternehmen mit den Werkzeugen dem Anwendungssystem AS, der Anwendungsentwicklung mit APL Programming Language) Aufbau eines Informationssystems mit der Abfragesprache QMF (Query Management Facility), der Einbeziehung des PCs in Großunternehmen und die Nutzung von Btx im Versandhandel sollten zeigen" wie neue Technologien mit multifunktionalen Eigenschaften und - neuer Kommuniktationsfähigkeit wirtschaftlich eingsetzt werden können.