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Worldcom-Buchhalter bekennt sich schuldig

08.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach dem Ex-Controller hat nun auch der ehemalige Buchführungschef des insolventen US-Carriers Worldcom vor Gericht zugegeben, an den Bilanzmauscheleien seines Unternehmens beteiligt gewesen zu sein. Presseberichten zufolge gestand Buford Yates, er habe die Bilanzen seiner Firma geschönt, indem die Betriebskosten künstlich zu niedrig gehalten wurden. Ziel der Maßnahmen sei es gewesen, die Gewinnerwartungen der Wallstreet-Analysten zu erfüllen und die Anleger zu täuschen. Yates' Anwalt erklärte, dass sein Mandant dabei jedoch nur auf Anweisung seiner Vorgesetzen gehandelt habe. Als Verantwortliche für die Bilanzfälschungen nannte der 46-jährige Buchhalter seinen direkten Chef, den ehemaligen Controller David Myers, sowie den früheren Worldcom-CFO Scott Sullivan.

Wegen des Schuldeingeständnisses in den Anklagepunkten Verschwörung und Aktienbetrug erwartet den ehemaligen Buchhalter nun eine Gefängnisstrafe von bis zu 15 Jahren. Es gilt daher als sicher, dass Yates und der ebenfalls bereits geständige Myers (Computerwoche online berichtete) als Kronzeugen gegen den Finanzchef Sullivan auftreten werden, um das Strafmaß zu senken. Unklar ist noch, ob Yates vor Gericht auch den ehemaligen Chef des TK-Konzerns Bernard Ebbers belastet hat. Gegen den Worldcom-Gründer laufen mehrere Untersuchungen. Den Ermittlern falle es jedoch schwer, ausreichend Beweise gegen ihn vorzubringen, berichtet das "Wallstreet Journal" unter Berufung auf informierte Kreise. Ebbers selbst hat bislang jede Verbindung mit den Bilanzfälschungen zurückgewiesen.

Worldcom hatte Ende Juli Gläubigerschutz beantragt, nachdem Falschbuchungen in Höhe von 3,8 Milliarden Dollar entdeckt worden waren. Im August kamen dann nochmals mehr als drei Milliarden Dollar hinzu. Nach weiteren Ermittlungen wird mittlerweile erwartet, dass sich die Summe der Fehlbuchungen um weitere zwei Milliarden Dollar erhöhen könnte. (mb)