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Worldcom-Skandal: Ex-Controller Myers gesteht Bilanzbetrug

27.09.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im Fall Worldcom hat es ein erstes Geständnis gegeben: Der ehemalige Controller des insolventen TK-Konzerns, David Myers, bekannte sich vor Gericht in allen drei Anklagepunkten - Verschwörung, Aktienbetrug, und Falschangaben bei der US-Börsenaufsicht SEC - für schuldig. Laut Presseberichten gestand der 45-jährige dem New Yorker Gericht, er habe auf Anweisung der Konzernführung die Bilanzen verschönert, um die Anleger zu täuschen und die Erwartungen der Analysten zu erfüllen. Myers deutete dabei an, auf Anweisung von mehr als einem Vorgesetzten gehandelt zu haben, nannte jedoch keine Namen. Der Ex-Controller erklärte jedoch, er wäre jedes Quartal von der Geschäftsleitung mit der Fälschung der Bücher beauftragt worden. Dabei sollten die Betriebskosten bewusst zu niedrig angesetzt werden, um höhere Gewinne vorzutäuschen.

Nach dem Schuldeingeständnis wird nun erwartet, dass der Manager als Belastungszeuge im Verfahren gegen den früheren Finanzchef Scott Sullivan aussagen wird. Myers hatte in seiner Funktion als Controller direkt an den ehemaligen Woldcom-CFO berichtet. Mit seiner Aussage bringt Myers auch drei weitere Worldcom-Angestellte in der Finanzabteilung unter Druck. Unklar ist bislang noch, ob es den Strafverfolgern nun gelingt, auch den Worldcom-Gründer und EX-CEO Bernard Ebbers auf die Anklagebank zu zitieren. Ebbers konnte bislang noch keine Verbindung mit den betrügerischen Machenschaften nachgewiesen werden.

Worldcom hatte Ende Juli Gläubigerschutz beantragt, nachdem Falschbuchungen in Höhe von 3,8 Milliarden Dollar entdeckt worden waren. Im August kamen dann nochmals mehr als drei Milliarden Dollar hinzu. Nach weiteren Ermittlungen wird mittlerweile erwartet, dass sich die Summe der Fehlbuchungen um weitere zwei Milliarden Dollar erhöhen könnte. (mb)