Cloud, Computertomografie, Netzwerkdesign

Woran IT-Überflieger an Unis forschen

02.07.2010
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Marias Liebe zur Mathematik

Klare Strukturen sind es auch, die Maria Kandyba-Chimani faszinieren. Mathematik sei so logisch und konsequent. Vor 13 Jahren kam sie mit ihren Eltern und dem Bruder aus St. Petersburg nach Deutschland. Die jüdische Familie nutzte ein Angebot der Bundesregierung, um sich hier eine Existenz mit besseren Chancen für die Kinder aufzubauen.

Maria Kandyba-Chimani, Doktorantin an der TU Dortmund, entwickelt Algorithmen, die Strom- oder Wassernetze verbessern.
Maria Kandyba-Chimani, Doktorantin an der TU Dortmund, entwickelt Algorithmen, die Strom- oder Wassernetze verbessern.
Foto: Anna Chimani

Schon in Russland hatte Maria Kandyba-Chimani Deutsch gelernt - und sich sehr für Mathematik interessiert. "Ich habe mich in dem Fach einfach sehr wohl gefühlt", sagt die Forscherin. Auf das Abitur (1,7) am Gymnasium in Bochum folgten das Mathematik- und Informatikstudium in Köln sowie die Doktorarbeit am Informatik-Lehrstuhl von Professor Petra Mutzel an der TU Dortmund, wo sie auch durch ein Stipendium der Deutsche Telekom Stiftung unterstützt wird. Maria Kandyba-Chimani: "In meinem Spezialgebiet der Optimierung fasziniert es mich, dass man alltägliche Probleme und Zusammenhänge abstrakt formulieren kann und durch die mathematische Vorgehensweise erstaunliche Verbesserungen zu den bisherigen Lösungswegen erhält."

Zum Beispiel in der Versorgung: Strom muss fließen, Gas oder Wasser auch. Schon kurzfristige Unterbrechungen können ganze Arbeitsabläufe torpedieren oder Kunden verärgern. In der Telekommunikation oder bei der Energieversorgung verbinden physikalische Leitungen eine Vielzahl von Kunden, Straßenkreuzungen, Routern oder anderen Knotenpunkten. Informatiker sprechen von so genannten topologischen Netzwerkdesignproblemen, die es optimal, also auch kostengünstig, zu lösen gilt. Während noch vor kurzem nur Problemstellungen mit weniger als 100 Objekten optimal berechnet werden konnten, erlauben die von Maria Kandyba-Chimani entwickelten Algorithmen optimale Lösungen für Instanzen mit mehreren Tausend Objekten.

Die 29-jährige Wissenschaftlerin hofft, ihre Arbeit bis Ende des Jahres abschließen zu können, da dann das Stipendium der Telekom Stiftung ausläuft. Die Mutter eines neun Monate alten Sohnes ist froh über die finanzielle und ideelle Unterstützung: "Auch zur Schwangerschaft habe ich nur positive Kommentare von der Stiftung gehört."