Wolfsborn

24.11.1978

Es stand im Spiegel: Der Volkswagen-Konzern übernimmt die Hälfte des Nixdorf-Kapitals in Raten. Kein Kommentar aus Paderborn: "Wir halten uns an die Vereinbarung, Stillschweigen zu bewahren" (vgl. Seite 1).

Aber ob nun VW-Chef Schmucker "Butter bei die (kleinen) Fische tut" - womit zu rechnen ist -, oder die Finanzaktion letztlich doch noch scheitert, das berührt allenfalls Aktionärs-lnteressen.

Den Kenner der Computer-Szene interessiert dagegen nur die Wettbewerbs-Komponente. Und dazu findet sich im Spiegel ein bemerkenswertes Nixdorf-Zitat, demzufolge "auch IBM zu schlagen ist".

Bei solchen Sprüchen werden Marktbeobachter hellhörig. Denn wer - wie in diesem Fall Heinz Nixdorf - das Gespräch auf das Unternehmens-Wachstum bringt, der muß sich die Frage gefallen lassen, ob dieses Wachstum überhaupt ausreicht, den eigenen Marktanteil zu halten.

Zumal die Konkurrenz nicht schläft. Im Gegenteil: Die traditionellen Großrechner-Hersteller IBM, Univac und Siemens dringen immer tiefer in eine bisherige Nixdorf-Domäne, den MDT-Markt, ein - das Erstbenutzer-Geschäft wird härter.

Insofern macht die Kooperation mit VW überdeutlich, daß Nixdorf aus eigener Kraft die wahnwitzigen Technologie-Sprünge der Marktgiganten nicht nachturnen kann. Dafür gibt's Grunde. Zunächst das Produkt-Spektrum der Paderborner, das bei der unteren Mittelklasse endet.

Wer aus den Serie-88-Schuhen herauswachst, muß sich nach einem anderen Schuster umsehen. Es kommt hinzu, daß sich das Verhältnis Kauf/Miete - bei Nixdorf derzeit 3:1 - mit einem derartigen Maschinen-Mix nicht wesentlich zugunsten der Miete verändern läßt. Das heißt: Die Cash-Flow-Schwäche ist immanent.

Neuerdings setzen die Paderborner auf Datenkommunikation: Doch gerade auf diesem Feld stehen gewaltige Hindernisse - Hindernisse, die mit den Begriffen Standards und Normen umschrieben werden - und mit den Mitteln Nixdorfs kaum beeinflußt werden können.