Softwarekauf

Wohin mit überschüssigen Lizenzen?

24.09.2008
Von Peter O'Neill

Weiterverkauf ist legal

Im Dezember 2006 veröffentlichte Forrester eine Liste mit den 36 grundsätzlichen Rechten, die ein Kunde von seinem Softwarehersteller einfordern sollte. Einer der dort aufgeführten Punkte ist der Hinweis, dass Unternehmen ungenutzte Assets an andere Unternehmen oder Händler weiterverkaufen dürfen. Dadurch entsteht ein sekundärer Markt, auf dem Assets zu einem niedrigeren Preis wiederverkauft werden. Die Softwarehersteller, die sich immer auf das Nutzungsrecht ihrer Lizenzen beziehen, erkennen dieses mittlerweile gut etablierte Geschäft nicht an. Es gibt aber schon eine ganze Reihe von Gerichtsurteilen in Deutschland, die den Kauf und Verkauf von mehrfach vermarkteter Software unterstützen. Der Gesetzgeber beruft sich dabei auf den so genannten Erschöpfungsgrundsatz. Dieser besagt, dass die Rechte des Verkäufers sich im Moment des Verkaufs erschöpfen. Die Europäische Union hat hierzu eine Vorschrift als Teil ihrer "EU Copyright Direktive" von 2001 herausgegeben. Demnach lässt sich dieser Grundsatz auch nicht durch Verträge umgehen - anders als beispielsweise in den USA, wo Unternehmen an die Bedingungen der Hersteller gebunden sind.

Verständlicherweise setzen die Softwareanbieter ihre Kunden über diese Rechte nicht in Kenntnis. Viele Anwenderunternehmen ziehen eine Weitervermarktung auch gar nicht in Betracht - entweder weil sie nicht auf die Idee kommen oder weil sie glauben, dass diese Möglichkeit nicht legal ist. Hinzu kommt, dass es nur wenige Händler ohne signifikanten Marktzugang gibt, die wiederverkaufe Softwarelizenzen anbieten. Ein Beispiel ist die Aachener Susen Software GmbH, die mit ihrer Präsentation auf der Konferenz "Guide Share Europe" (GSE) im vergangenen Jahr großes Erstaunen unter den Teilnehmern hervorrief. Nachdem der rechtliche Status und die Möglichkeiten klarer sind, geht Forrester aber davon aus, dass künftig auch etablierte Distributoren wie beispielsweise Bechtle in den sekundären Softwaremarkt einsteigen werden. (sp)

Zur Person

Name: Peter O'Neill.

Position: Principal Analyst.

Analystenhaus: Forrester Research.

Beratungsschwerpunkt: Experte für IT-Management-Software mit Schwerpunkt auf der Frage, wie Unternehmen vom IT-Infrastruktur-Management profitieren können. Den Anfang seiner 26jährigen Laufbahn in der IT-Branche begann O'Neill in der Finanzabteilung von Ford in London. 1981 wechselte er zu Hewlett-Packard (HP) Deutschland, wo er 17 Jahre lang diverse Sales- und Marketing-Positonen bekleidete. 1998 ging er in die USA, um die Kontakte von HP zu neuen Internet-Firmen zu pflegen. Vor seiner Zeit bei Forrester war O'Neill Consultant bei der damaligen Meta Group, wo er Unternehmen in Fragen rund um IT-Betrieb und Rechenzentrum beriet.