Wissen ist nicht gleich Wissen

28.04.2003
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Bleibt man bei dieser Ironie, müsste man - ähnlich wie beim Thema Enterprise Application Integration (EAI) - feststellen: Die Softwarebranche schafft sich durch ihre eigenen Unzulänglichkeiten stets neue Nischen und Absatzmärkte. Nicht umsonst konnten jedenfalls heutige BI-Spezialisten wie Cognos und Business Objects bereits in den 90er Jahren damit beginnen, ihre Erfolgsgeschichte zu schreiben, indem sie Abfrage-(„Query“)Tools und erste Analysewerkzeuge lieferten, mit denen sich in einem Data Warehouse historisierte Daten, beispielsweise aus ERP- oder CRM-Systemen, halbwegs mundgerecht für die Unternehmensführung aufbereiten lassen. Applikationen übrigens, die auch heute noch weitgehend die BI-Realität bei den Anwendern darstellen Der Begriff BI selbst

entstand ebenfalls in den 90er Jahren, wo als weitere Neuerung auch entsprechende Web-Interfaces hinzukamen.

Diese Chronologie ist wichtig, weil sie entscheidend für die heutigen Strukturen des sehr heterogenen BI-Markts ist. Denn das Spektrum der Anbieter erstreckt sich, um nur die wichtigsten zu nennen, von den erwähnten Reporting- und Analyse-Tool-Spezialisten Cognos und Business Objects über Hyperion Solutions und Crystal Decisions, die ursprünglich aus den Bereich Olap und Finanzsoftware kommen bis hin zu Firmen wie Informatica, die sich anfangs vor allem auf Lösungen zur Extraktion, Transformation und zum Laden (ETL) operativer Daten fokussiert hatten und sich inzwischen ebenfalls als BI-Vollsortimenter bezeichnen. Änliches gilt für früher reine Datawarehouse-Lieferanten à la SAS Institute oder die NCR-Division Teradata. Und natürlich

hat man es in diesem Segment auch mit den Datenbankriesen IBM und Oracle sowie ERP-Anbietern wie SAP, Peoplesoft oder Baan zu tun.

Viele der Hersteller verbindet, dass sie sich heute unter Zuhilfenahme von Schlagwörtern wie Business-Performance-Management (BPM), Enterprise-Performance-Management (EPM) oder Corporate-Performance-Management (CPM) positionieren. Zumindest Letzteres wurde von Gartner kreiert und soll implizieren, dass BI heutzutage mehr ist als reine Software, nämlich ein durchgängiger Prozess zur Unternehmenssteuerung. Dahinter steckt natürlich die Notwendigkeit, dass sich gerade in Krisenzeiten IT-Investitionen schneller rechnen und einen Mehrwert bieten müssen. Gleichzeitig suggerieren die Marketiers (und Gartner), dass BI unter dem CPM-Ansatz nun endlich in der Lage ist, alle Daten aus unterschiedlichsten Quellen zusammenzuführen, sie zu konsolidieren und in entscheidungsrelevante Informationen zu überführen. Das postulierte bereits der Data-Warehouse-Ansatz alter Prägung. Heute geht es aber auch darum, Planung und Budgets kurzfristig mit den operativen Ergebnissen abgleichen

zu können.