Guus Dekkers, den IT-Chef des Aeronautik-Konzerns EADS

"Willkommen in der Welt der Restriktion"

16.09.2013
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Sieben Fragen an Guus Dekkers, den IT-Chef des Aeronautik-Konzerns EADS

CW: Sie berichten nicht an den CEO, sondern an den COO von Airbus und den CTO von EADS. Wie kommt das?

DEKKERS: Als Airbus-CIO berichte ich eigentlich an mich selbst, nämlich den EADS-CIO, der wiederum an den CTO Jean Botti berichtet. Strategisches bespreche ich selbstverständlich mit dem CEO, aber 85 bis 90 Prozent dessen, was ich tue, gehören in den Kompetenzbereich des COO: die effiziente Unterstützung von Entwicklungs-, Fertigungs- und Einkaufsprozessen. Insofern bin ich glücklich mit dieser Konstellation.

Guus Dekkers, IT-Chef des Aeronautik-Konzerns EADS.
Guus Dekkers, IT-Chef des Aeronautik-Konzerns EADS.
Foto: Joachim Wendler

CW: Jedenfalls müssen Sie nicht dem CFO berichten. Wie haben Sie denn das IT-Budget in fünf Jahren von 3,5 auf 2,5 Prozent vom Umsatz gedrückt?

DEKKERS: Wir Holländer sind bekannt für harte Verhandlungen (lacht). Die Einsparungen sind sogar noch höher, als es hier aussieht, denn unser Umsatz ist inzwischen deutlich gewachsen. Ich zwinge meine Teams dazu, dem Mainstream im Markt zu folgen. Wenn man Sonderwünsche hintanstellt, kann man andere Preise erzielen.

CW: Und welche Projekte haben Sie für die Einsparungen gecancelt?

DEKKERS: Keine wichtigen. Viele CIOs gehen tatsächlich den einfachen Weg, kürzen bei den Leistungen oder Projekten, die die IT-Fähigkeiten der Firma gestalten sollen. Wenn Sie Einsparungen mit strategischen Einbußen erkaufen, sind Sie als CIO tot.

CW: Das IT-Budget von Airbus und EADS liegt zu 100 Prozent in der IT. Was sind die Vor- und Nachteile?

DEKKERS: Der wesentliche Vorteil ist sicher die Möglichkeit, durch Priorisierung der Projekte und Geldströme den Bedürfnissen des gesamten Konzerns einfacher gerecht zu werden. Dieser Prozess ist sehr kompliziert, wenn jede Funktion erst einmal ihre eigenen Interessen im Auge hat. Andererseits verlangt diese Lösung den kontinuierlichen aktiven Nachweis, dass Sie effizient mit Ihren Geldmitteln umgehen, weil es keine direkte Leistungskontrolle durch Dritte im Rahmen eines Budgettransfers gibt.

CW: Wie gehen Sie mit Schatten-IT um?

DEKKERS: Die wird es immer geben. Man kann sie eindämmen, wo es sinnvoll und notwendig ist. Ansonsten sollte man dafür sorgen, dass sie in die richtige Richtung geht und Standards eingehalten werden.

CW: Viel Geld geben Sie für das Thema Security aus. Wie hat sich Prism auf Ihr Sicherheitsbudget ausgewirkt?

DEKKERS: Eigentlich gar nicht. Das Ausmaß dieser Geschichte hat uns schon überrascht. Aber dass wir selbst ein mögliches Ziel von Lauschangriffen sind, war uns vorher schon bekannt. Und auch, dass es keine hundertprozentige Sicherheit gibt. Aber wir sind sicher nicht so naiv wie viele andere.

CW: Die nämlich was tun?

DEKKERS: Die zum Beispiel 30 oder 40 Internet-Zugänge haben, weil es billiger ist, die aber niemand mehr überwachen kann. Wir haben nur drei für die gesamte Welt. Die brauchen wir aus Redundanzgründen, um Load Balancing zu betreiben. Aber drei sind viel besser als 30. (mhr)