Netzwerker zu Gast bei "Count":

Wie locken Hersteller Anwender ins lokale Netz?

09.10.1981

HILDRIZHAUSEN (cw) - Der Xerox Corporation ist es 1980 gelungen, mit der Vorstellung von Ethernet das Thema "Lokale Netzwerke" im Inhouse-Bereich voranzutreiben und dem Schlagwort vom "Büro der Zukunft" neue Lichter aufzusetzen. Die Ethernet-Konzeption haben sich im Lizenzverfahren auch andere Hersteller zunutze gemacht. Doch es gibt noch andere Strömungen, die sich dieser Philosophie nicht anschließen konnten oder wollten. "Count", eine herstellerunabhängige Anwenderorganisation für Netzwerk-Technologie und Kommunikation hat das aktuelle Thema "Lokale Netzwerke" in den Mittelpunkt des nächsten Fachsymposiums am 14. und 15. Oktober in Sindelfingen gestellt. Die COMPUTERWOCHE sprach mit den Initiatoren Peter Reimann und Dieter Steinle.

* Wie lautet die Aufgabenstellung von "Count" und was steht hinter dieser Organisation ?

Reimann: Der Name ist abgeleitet aus "Communication Users and Network Technology Exchange" und ist ein nicht gewinnorientierter Zusammenschluß großer Netzbetreiber in der Bundesrepublik. Die Organisation hat inzwischen zirka 20 Mitglieder, die gemeinsam die Netzproblematik im Sinne des Anwendervorteils, aber auch in bezug auf Architektur und Strategie diskutieren. Das erarbeitete Know-how wollen wir in Fachtagungen ein- bis zweimal jährlich auch interessierten Externen zur Verfügung stellen.

* Wie halten Sie es mit den Einflüsterungen der Hersteller?

Reimann: Als Gesprächspartner zu Sachproblemen sind uns die Hersteller jederzeit willkommen. Einfluß haben sie jedoch keinen. Wir sind absolut anwenderorientiert.

* Was sollen lokale Netzwerke können?

Steinle: Lokale Netzwerke müssen vor allem offen sein. Jeder muß mit jedem kommunizieren können. Der Einsatz lokaler Netzwerke beinhaltet also primär die Integration der diversen Funktionen am Büroarbeitsplatz. Hier ist eine Katalysatorrolle gefordert, die die unterschiedlichen technischen Merkmale der eingesetzten Endgeräte ausgleicht.

* Werden denn die Hersteller nicht - in bekannter Manier - das jeweils lokale Netzwerk als "Bindemittel" für die eigene Produktpalette sehen?

Steinle: Wenn durch den Druck des Marktes ein Industriestandard entwickelt wird, kann man diese Gefahr minimieren. Doch das, so hat uns ja die Erfahrung der letzten Jahre gelehrt, braucht Zeit. Frühestens in zwei bis drei Jahren können Ergebnisse erwartet werden, die sich auf eine breite Basis stützen.

* Wo sehen Sie die wichtigsten Anwendungen für lokale Netzwerke im Bürobereich?

Steinle: Sicher in der Integration von Sprach-, Daten-, Text- und Bildübertragung, bei der Verwendung von Multifunktionseinheiten am Arbeitsplatz, auch bei der Abwicklung des Datenverkehrs "jeder mit jedem" und letztlich muß auch eine Fernbereichskommunikation möglich sein. Auswirkungen werden lokale Netze übrigens auch auf die Produktion und das Rechenzentrum haben.

* Warum veranstaltet "Count" jetzt sein Symposium, da doch offensichtlich noch viele Fragen offen sind?

Steinle: Gerade wegen der offenen Fragen halten wir es für wichtig, das Informationsbedürfnis potentieller Anwender mit den in Frage kommenden Herstellern zu konfrontieren. Informationen aus erster Hand, vor allem dann, wenn sie widersprüchlich sind, ermöglichen am ehesten, sich ein einigermaßen "objektives" Bild zu machen.

* War es schwierig, einige von den an Inhouse-Kommunikation bosselnden Herstellern und dazu Fachberater (Rolf-Dieter Leister, Dr. Boell, IBM, Wang, Digital Equipment, Siemens, Rank Xerox, AEG-Telefunken, Nixdorf, GMD) an einen Tisch zu bekommen?

Steinle: Da ist uns sicher unser Status als Anwenderinteressengemeinschaft zugute gekommen. Letztlich sind natürlich alle Hersteller vor allem an den großen DV-Anwendern interessiert und die sind ja unsere Mitglieder. Wichtig scheint mir aber auch, daß sich die IBM als Marktführer erstmals extern zu lokalen Netzwerken äußert.

* Was wünschen Sie sich als Ergebnis Ihrer Veranstaltung?

Reimann: Erstes Ziel: Das Aufzeigen möglichst aller Konzeptionen im Bereich der lokalen Netzwerke, damit das Thema für den Anwender transparenter und überhaupt ein Überblick und Vergleich möglich wird. Zweitens: Mehr Einfluß der Anwender auf die Hersteller zu einem noch möglichst frühen Zeitpunkt der Entwicklungen.

Informationen: "Count"-Geschäftsstelle, 7031 Hildrizhausen, Falkentorstr. 41, Telefon 0 70 34/ 42 40.