Nicht nur IBM und Sun opponieren

Widerstand gegen Active-X-Standardisierung

22.11.1996

"Solange Microsoft die Spielregeln von Open-Systems-Konsortien nicht respektiert, werden wir die Aufnahme der Active X Group vereiteln", erfuhr der britische Branchendienst "Computergram" von einem Sun-Manager, der nicht namentlich genannt werden will. Er wirft Microsoft vor, sich entgegen den bisher üblichen Regeln von The Open Group bei der Leitung der Active X Group mit einem handverlesenen "Steering Committee" umgeben zu haben.

Kritik kommt auch von der IBM. Danach wolle Microsoft Verfahren für die Zusammenarbeit von Servern neu erfinden, die mit dem Distributed Computing Environment (DCE) und der Common Object Request Broker Architecture (Corba) längst etabliert seien (vgl. CW Nr. 46 vom 15. November 1996, Seite 7).

Doch Sun und IBM haben nur zwei von 16 Stimmen im Board of Directors. Microsoft genügt eine einfache Mehrheit, um die Active X Group zu etablieren. Wenn das Unternehmen diese bislang nicht erringen konnte, liegt das vor allem an einer Reihe ungeklärter Sachfragen. So ist bislang unbekannt, ob Microsoft Active X in den X/Open-Prozeß einschleusen will, durch den Techniken zu offenen Standards werden. Auch über Lizenzierungsfragen wurde noch keine Entscheidung getroffen.Wenig Klarheit gibt es bislang zudem über eine Einigung oder zumindest über eine Brücke zum konkurrierenden Corba, das von Anfang an als offener Standard konzipiert wurde.

Inzwischen haben sich die Mitglieder der neuen Gruppe mehrfach getroffen, um ihre Vorstellungen zu klären. Nach Informationen von "Computergram" geht zumindest Hewlett-Packard davon aus, daß spätestens bis zum 12. Dezember alle strittigen Fragen geklärt sind.

Konkrete Aussagen gibt es bislang noch nicht. Der zuständige Microsoft-Manager Cornelius Willis bestätigte lediglich bekannte Absichten seines Unternehmens, wonach die Portierung von Active X auf Unix-Plattformen im Vordergrund stünde. Er deutete an, daß die von der Software AG bereits vorgestellte Lösung möglicherweise mit den Ergebnissen eines ähnlichen Projekts von Digital Equipment verschmolzen werde. Die Corba-Frage werde geklärt, sobald die Active X Group ihre Arbeit offiziell aufnimmt.