Kampf den goldenen Henkeln
Unabdingbar ist es daher, Transparenz zu schaffen: Alle Änderungen an der Spezifikation müssen zu jedem Zeitpunkt für alle Projektbeteiligten einsehbar und nachvollziehbar sein. Nur können die unterschiedlichen Projekt-Teilteams zeitnah auf Änderungen reagieren. Außerdem lässt sich so auch der Umfang der Änderungen besser kontrollieren; das ist unabdingbar, um Aufwand und Nutzen gegeneinander abwägen zu können.
Eine potentielle Gefahr bei der kontinuierlichen Verbesserungen der Anforderungen ist die, dass sich über diesen Weg neue Anforderungen - die berühmten "goldenen Henkel" in den Umfang der zu erstellenden Software einschleichen. Jeder Änderungsbedarf an bestehenden Anforderung ist deshalb kritisch darauf zu überprüfen. (qua)
- So kommen Sie groß raus ... oder?
Sie möchten, dass Ihre Projekte zäh verlaufen, weil Sie sich damit in der Firma profilieren können? Dann folgen Sie den Ratschlägen von Jürgen Rohr. - Tipp 1
Setzen Sie die Verantwortlichen unter Termindruck. Mit engen Terminen stellen Sie sicher, dass möglichst wenige Betroffene ins Boot geholt werden. Damit vermeiden Sie die sowieso unnötigen Diskussionen um Meinungs- sowie Wahrnehmungsunterschiede. - Tipp 2
Starten Sie mit einer problem-orientierten Ist-Analyse. Fragen Sie immer zuerst danach, was nicht gut läuft. Damit fokussieren Sie die Aufmerksamkeit aller Beteiligten auf die Schwächen der Organisation. Sie stellen sicher, dass niemand auf die Idee kommt, sich auf den Erfolgen der Vergangenheit auszuruhen. - Tipp 3
Geben Sie möglichst kein zusammenfassendes Feedback. Halten Sie die Betroffenen im Unklaren. Das fördert zwar die Gerüchteküche, hält aber den Änderungsaufwand für die Konzeptionierer gering. Sie erhalten schon mit dem ersten Wurf ein Konzept aus einem Guss - ohne lästige und zeitaufwändige Anpassung an unterschiedliche Wahrnehmungen der Beteiligten. - Tipp 4
Lassen Sie das Konzept ohne Beteiligung der Betroffenen ausarbeiten. Hier können Sie Aufwand und Budget einsparen. Jeder Betroffene wird mit seinen individuellen Ansichten sowieso nur das Konzept verwässern. Außerdem: Wenn ein Außenstehender den Sollzustand konzipiert, kommt endlich frischer Wind in die Organisation. - Tipp 5
Vermitteln Sie das Konzept frontal mit mindestens 100 PowerPoint Slides. Hier gilt: Je mehr Input, desto weniger lästige Rückfragen. Halten Sie das Präsentationstempo hoch. Planen Sie ja keine Zeit für die Diskussion ein. Das Konzept steht. Basta! - Tipp 6
Planen Sie keine Zeit für die Überarbeitung des Konzepts ein. Das wäre ja noch schöner: Sie planen knapp bei Budget und Terminen und wollen sich den Erfolg nicht durch unplanbare Überarbeitungsaufwände vermiesen lassen. Denn jede Überarbeitungsschleife würde den schönen Entwurf zerstören. - Tipp 7
Schränken Sie die Zugriffsrechte auf neue Tools möglichst stark ein. Ganz wichtig: Wenn Sie im Rahmen der Organisationsentwicklung neue Werkzeuge (zum Beispiel ein IT-System) einführen, achten Sie darauf, dass niemand außer den Konzeptionierern in der Lage ist, die Werkzeuge anzupassen. - Tipp 8
Lassen Sie die Betroffenen beim Umsetzen des Konzepts alleine. In diesem Punkt gilt das Motto: Die Leute werden sich schon umgewöhnen. Durch die Unterstützung während der Umsetzungsphase könnte wiederum das sorgfältig ausgearbeitete Konzept verwässert werden. Das ist unbedingt zu vermeiden. - Tipp 9
Vermeiden Sie persönlichen Kontakt zwischen den Beteiligten. Stellen Sie sich vor, was Sie hier an Reisekosten einsparen können. Diskussionen können auch per E-Mail geführt werden. Das spart richtig Geld. - Tipp 10
Betrachten Sie jegliches Feedback als persönliche Kritik. Wenn jemand mit einem Feedback zu Ihnen kommt, will er damit eigentlich sagen, dass Sie Ihre Arbeit nicht richtig gemacht haben. Das wirkt sich schlecht auf Ihr Selbstwertgefühl aus.
Den Wandel beherrschen
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Gelingt es, den präventiven und kontinuierlichen Änderungsprozess in das Projekt zu integrieren, werden gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
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Von Beginn an kommen sämtliche relevante Bezugsgruppen zu Wort, was die Qualität der Anforderungen sichert und den Aufwand nachträglicher Änderungen verringert. Das wirkt sich direkt auf die Kosten aus.
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Die Freigabeschleifen seitens des Kunden sorgen dafür, dass die Software den geschäftlichen Anforderungen entspricht und nicht etwa mit der Zeit den aktuellen Entwicklungen hinterherhinkt.
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Der ständige Dialog zwischen den verschiedenen Stakeholdern, in der Regel gesteuert durch die Business-Analysten, hält das Projekt jederzeit auf Kurs.
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Die so hergestellte Transparenz hilft dabei, den Umfang des Änderungsaufwandes und damit die Business-Ziele im Blick zu halten.