SAP

Was wird aus Business ByDesign?

23.03.2009
Von  und
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Keine Konkurrenz?

Sorgen und Ängste versuchen Konzernvertreter sich nicht anmerken zu lassen. Nach Überzeugung von SAP-Chef Léo Apotheker gibt es derzeit keinen Konkurrenten, der eine ähnliche Business-Applikation zur Miete feilbieten kann. Zumindest unter den Branchenriesen findet sich da tatsächlich keiner. Kleinere Softwareschmieden wie etwa Myfactory International aus Frankfurt am Main und Demand Software Solutions aus Landau, die Münchner Softwarefirma SoftM ("Semiramis On Demand") sowie die amerikanische Firma Netsuite offerieren aber bereits heute moderne ERP-Pakete gegen Monatsmiete.

Konkurrenz schafft sich SAP jedoch im eigenen Haus. Experten bescheinigen dem Konzern Erfolge mit Lösungen der "Business-All-in-One"-Familie für den gehobenen Mittelstand. Dabei handelt es sich um vorkonfigurierte Pakete für bestimmte Branchen, die sich über einen Softwarekonfigurator leichter und zu besser überschaubaren Kosten einführen lassen sollen (siehe "SAP lässt im Mittelstand nicht locker"). Die technische Grundlage von All-in-One bilden erprobte Kernprodukte: "SAP ERP" beziehungsweise demnächst die "Business Suite 7". Allein im letzten Jahr will SAP 10.000 Neukunden aus dem Mittelstand hinzugewonnen haben. SAP entwickelt die bestehenden Kernprodukte weiter, so dass sie sich leichter bedienen und kostengünstiger betreiben lassen. In Zukunft können die Softwarekunden entscheiden, ob sie Komponenten einer Geschäftsapplikation on Premise (im eigenen Haus) oder on Demand (zur Miete) nutzen wollen - Apotheker spricht hier von "hybrider Software". Erfahrungen in Sachen Kundenwünsche, Technik und Gestaltung von Geschäftsprozessen, die SAP jetzt mit Business ByDesign sammelt, dürften in diese Hybridstrategie einfließen.

Experten gehen davon aus, dass Business ByDesign trotz aller Verzögerungen irgendwann auf den Markt kommt. Fragt sich nur, ob, wann und wie viel SAP damit verdienen kann.

Szenarien statt Menüs

Mit dem für das dritte Quartal 2009 geplanten Release 2.0 will SAP neue Softwarefunktionen für Business ByDesign liefern und Nutzern die Bedienung erleichtern. ERP-Funktionen werden in "Szenarien" zusammengefasst, um den Softwarenutzer über alle Stufen eines Geschäftsablaufs zu begleiten. Dies soll Fehler vermeiden, nahtlose Abläufe gewährleisten und den Schulungsaufwand gering halten. Beispielsweise will SAP einem Dienstleistungsunternehmen auf diese Weise eine Prozessvorlage bereitstellen, mit der Anwender ein Projekt von der Auftragserteilung bis zur Abrechnung in allen Schritten Workflow-gesteuert abarbeiten können sollen. Insgesamt 35 solche Szenarien will der Softwareanbieter mit Version 2.0 freigeben. Diese vorkonfigurierten Abläufe erinnern an die "Value-Szenarien", die SAP für die "Business Suite 7" entwickelt.

Ferner liefert das Update Softwarefunktionen für Einzelfertiger. Zielgruppe sind die zahlreichen Unternehmen aus dem mittelständisch geprägten Maschinenbau (siehe "Was Einzelfertiger von ERP-Software erwarten").