SEC stellt Ermittlungen ein

Wallstreet straft die IBM ab

19.04.2002
MÜNCHEN (CW) - Der Aktienkurs von IBM fuhr Achterbahn in der vergangenen Woche. Die Gewinn- und Umsatzwarnung ließen den Kurs einbrechen, nach einer kurzen Erholung ließ die Mitteilung, dass IBM die Börsenaufsicht SEC im Haus hat, das Papier erneut absacken.

Der neue IBM-Chef Sam Palmisano steht sieben Wochen nach Amtsantritt auf dem Prüfstand. Seit Anfang März kennt der Aktienkurs von Big Blue nur noch eine Richtung: Abwärts. 17 Prozent hat das Papier in dieser Zeit an Wert verloren und rutschte von über 100 auf unter 90 Dollar. Dabei schreibt Palmisano Geschichte - leider eine traurige. Zum ersten Mal seit über zehn Jahren wird der Konzern seine Prognosen nicht einhalten können und musste den erwarteten Quartalsumsatz um eine Milliarde Dollar auf rund 18,5 Milliarden Dollar nach unten korrigieren. Für einen weiteren Vertrauensverlust bei den Anlegern sorgte im Anschluss die Nachricht, dass die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC seit Februar die Bilanzen des Unternehmens untersucht. Zwar gab die Behörde mittlerweile bekannt, dass die Ermittlungen ohne Konsequenzen abgeschlossen seien, doch der Imageschaden dürfte sich nicht so leicht abschütteln lassen.

Worum es in diesen als Voruntersuchung bezeichneten Ermittlungen ging, blieb offen. Marktbeobachter vermuten, dass sie mit einem Artikel der "New York Times" zusammenhängt. Die Zeitung hatte in der Bilanz des vierten Quartals entdeckt, dass Big Blue den Verkaufserlös seiner Glasfasersparte an JDS Uniphase nicht wie gemeinhin üblich als außerordentliche Einnahme verbucht, sondern mit den Betriebskosten verrechnet und so das operative Ergebnis geschönt hat. Die Transaktion belief sich auf einen Wert von 280 Dollar.

Auch von Seiten IBM, die im Zuge der Enronitis eigentlich mehr Transparenz gelobt hatten, gab es keine Anzeichen, den Gegenstand der Untersuchung aufzuhellen. Das Unternehmen "kommentiert die Beziehungen mit staatlichen Behörden nicht", schmetterte eine Firmensprecherin entsprechende Anfragen ab. (rs)