Einschätzung der Marktsituation uneinheitlich:

Wachsender Druck nervt Mikro-Anbieter

03.08.1984

FRAMINGHAM (cw) - Die Schlacht um Marktanteile unter den Mikrocomputerherstellern hat sich verhärtet. Vier US-Unternehmen stellten sich unter den Schutz des Chapter 11: Actrix Computer Corp. Electronic Protection Devices Inc" Pranklin Computer Corp. und Logical Business Machines Inc.

In Amerika sind die Preise für Mikrocomputer drastisch gefallen. Während die Hersteller von einer steigenden Nachfrage ausgingen und ihre Produktion erhöhten, ließ das Interesse auf dem Markt aber nach. Die gesteigerte Produktion fiel mit sinkenden Verkaufszahlen zusammen, was Hersteller und Verkäufer zu Preisnachlässen zwang. Neben der Rabattgewährung versuchen die Anbieter dadurch zu überleben, daß sie ihre Expansionsabsichten bremsten und Arbeitskräfte entließen. Sind nun Entlassungen, Produktionseinschränkungen, Preisnachlässe und rückläufige Wachstumsraten die viel prophezeiten Anzeichen für ein Ausbooten der Konkurrenz oder für den Eintritt in einen gesunden Markt?

Die Meinungen gehen auseinander. So sieht James J. Edgette, Gründer einer Computer-Center-Kette, nicht "die leichteste Schwäche" bei der Nachfrage: "Die Nachfrage ist konstant, sie wächst sogar." Seine mittlerweile 180 Filialen umfassende Kette wächst demzufolge mit einer Geschwindigkeit von einer Geschäftseröffnung pro Werktag weiter.

Joe Hughes, Marketing-Chef der Corvus Systems Inc., räumt zwar ein, daß das Unternehmen in den vergangenen zwei Quartalen Verluste hinnehmen mußte, doch sieht er den Grund dafür nicht in einem sich abschwächenden Markt: "Die Nachfrage ist groß. Es gibt nur derzeit eine ungeheure Anzahl von Leuten, die Produkte verkaufen wollen."

Andere Hersteller hingegen halten den Markt bei weitem für nicht so gesund, wie Analysten glauben machen wollen. Rich Aure beispielsweise, Marketing-Communications-Manager der Condor Computer Corp., sieht im wesentlichen zwei Gründe, warum sein Unternehmen mit einer deutlichen Kostenreduzierung begonnen hat: Der Markt sei schwach, und außerdem müsse man zu den "guten, alten" Managementpraktiken zurückfinden. Zu den Sparmaßnahmen zählt auch die Schließung eines der beiden Geschäftsgebäude in Ann Arbor/Michigan.

Die Software Arts Inc. sowie der Druckerhersteller Diablo Systems führen Entlassungen ebenfalls auf eine sinkende Nachfrage, zu hohe Betriebskosten sowie einen gestiegenen Wettbewerb zurück.

Der Wettbewerb sollte auch weiter intensiviert werden, meinen die Analysten. "Die Industrie braucht keine 17 verschiedenen Textverarbeitungsprogramme für den Arbeitsplatzcomputer von IBM", klagt Aaron Goldberg, Mikrocomputer-Marktforscher bei der International Data Corp. (IDC) in Framingham/ Massachusetts. Sie kann vielleicht zwei oder drei unterstützen. Das gleiche gilt für die 37 PC-kompatiblen - zwei bis drei würden reichen.