Vorsicht bei Gehaltsforderungen

29.11.2001
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Hoffen kann auch der SAP-Spezialist (31, vier Jahre Berufserfahrung), der die Module Materialwirtschaft (MM) sowie Marketing und Vertrieb (SD) eines paneuropäischen SAP-Systems betreut und aktuell 53 686 Euro verdient. Er plant, als Inhouse Consultant für das Modul SD zu einem Hamburger Hersteller von Luxusgütern zu wechseln. Von seinem neuen Arbeitgeber könnte er Neumann zufolge 61 355 Euro fordern. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass interne Consultants prinzipiell niedriger entlohnt werden als Mitarbeiter bei Unternehmensberatungen, die aber im Gegenzug eine enorme Flexibilität und Reisebereitschaft verlangen.

Consultants sollten verhalten agieren

Doch auch der Beratermarkt bleibt von den Konjunktureinbrüchen nicht verschont. Angesichts der Entlassungen bei einigen Unternehmensberatungen sollten auch Consultants in Sachen Gehalt eher verhalten agieren. Beispiel: Eine 35-jährige IT-Beraterin, die seit 14 Monaten im Unternehmen ist, verdient momentan 46 016 Euro und sollte im nächsten Entwicklungsgespräch nicht mehr als 51 129 Euro fordern. Zudem sollten Mitarbeiter immer die wirtschaftliche Lage ihrer eigenen Firma berücksichtigen, bevor sie mit ihren Forderungen auftreten.

Neumann nennt ein Beispiel: „ Bei einer normalen Unternehmensberatung liegt der Pro-Kopf-Umsatz bei etwa 102 258 Euro bis 153 388 Euro (inklusive aller Mitarbeiter wie Sekretärinnen). Bei führenden Strategieberatungen geht dieser Umsatz schnell in Richtung 306 775 Euro. Daran kann man erkennen, wie hoch die Marge der realisierten Projekte im Haus ist. Je besser die Firma verdient, desto besser verdienen in der Regel die Mitarbeiter.“

Abstriche müssen neben Quereinsteigern auch Hochschulabsolventen machen. Selbst einer Diplominformatikerin mit Promotion stellt der Personalberater in dem Online-Forum nicht mehr als 40 903 Euro im Jahr in Aussicht. Ein Wert, den sehr gut qualifizierte Einsteiger im Boomjahr 2000 noch locker überschritten. Wer in den vergangenen beiden Jahren die Gunst des Fachkräftemangels für sich zu nutzen wusste und hoch gepokert hatte, sollte es sich gründlich überlegen, ob er sich einen neuen Arbeitgeber sucht. Headhunter Neumann rät davon ab, da im Falle eines Jobwechsels mittlerweile teilweise nicht einmal das hohe bisherige Gehalt erneut erzielt werden könne, von einer Steigerung ganz zu schweigen.

Ein SAP-Gesamtprojektleiter in einem Beratungsunternehmen, der sich nach sechs Jahren Berufserfahrung mit Schwerpunkt E-Procurement bei 97 146 Euro Jahresgehalt bewegt, liege schon im oberen Drittel und werde sich schwer tun, seinem Arbeitgeber noch mehr zu entlocken. Dass sich Führungsverantwortung aber auszahlt, zeigt das Beispiel eines Chief Technology Officers (CTO). Der Diplominformatiker, der seit zehn Jahren Software entwickelt und seit drei Jahren als Projektleiter tätig ist, steht vor dem Aufstieg zum CTO in einem Internet-Startup. Als Mitglied des Vorstands sollte er nach den Erfahrungen von Neumann mindestens 76 694, wenn nicht 102 258 Euro im Jahr verdienen. Allerdings macht der Personalberater darauf aufmerksam, dass der CTO nicht nur Rechte und Verantwortung hat, sondern als Mitglied der Unternehmensführung auch rechtlich belangt werden kann.