Vorschlagsverfahren sichert Einfluss der COSE-Mitglieder Erweiterte Open-Systems-Gruppe bringt Unix-Erzrivalen zusammen

01.04.1994

MUENCHEN (gfh) - Eine schlankere Open Software Foundation (OSF) wird zentrales Organ der Open-Systems-Branche. Immer noch unklar ist jedoch die Bezeichnung des neuen Konsortiums. Zu den Mitbegruendern gehoeren neben OSF-Sponsoren wie IBM, HP und SNI auch ehemalige Unix-International-Mitglieder, darunter AT&T und Sunsoft.

"Entgegen allen Geruechten - es gibt uns noch, und so soll es bleiben", verbreitet OSF-Chef David Tory Optimismus. Auch wenn er erreicht hat, dass das neu geschaffene Konsortium vorlaeufig unter der Bezeichnung Open Software Foundation firmiert, das Tauziehen geht weiter. Nach Informationen des britischen Branchendienstes "Unigram-X" erfolgt die Umbenennung spaetestens beim ersten Board- Meeting des neuen Konsortiums.

Wichtiger als der Streit um den neuen Namen sind jedoch die Folgen der Reorganisation. Glaubt man "Unigram-X", so wurde das Konzept vom OSF-Erzrivalen Sun erstellt.

Unangetastet bleiben die weitgehend von der US-Regierung finanzierten Forschungsstaetten der OSF und die Technologieausschreibungen Request for Technologies (RFT). Diese Ausschreibungen, aus denen alle bisherigen OSF-Techniken hervorgingen, sind in der Industrie nicht unumstritten.

Die RFTs werden allerdings um sogenannte Prestructured Technologies (PSTs) ergaenzt. Anders als bei den RFTs geht es hier weniger um die Suche nach neuen Technologien als um die Etablierung konkreter Loesungen. Die damit verbundenen Verfahren entsprechen dem COSE-Prozess zur raschen Einfuehrung von Standards. Hier koennen Hersteller als Sponsoren auftreten, um eine von ihnen bevorzugte Technik als Open-Systems-Standard zu etablieren. Sie muessen allerdings dazu bereit sein, ihren Vorschlag finanziell zu unterstuetzen und die Spezifikationen offenzulegen.

Neu ist die Regelung zur Finanzierung der Organisation. Board Members, sogenannte "Executive Sponsors", zahlen eine Million Dollar im Jahr. Die anderen Sponsoren tragen 200 000 Dollar bei, einfache Mitglieder zwischen 5000 und 25 000 Dollar. Weitere Einnahmen kommen aus Lizengebuehren und vor allem aus den Zuwendungen fuer einzelne Projekte, insbesondere im Rahmen der PSTs.

Nicht zuletzt aufgrund dieses Finanzierungsmodells versteht sich die OSF kuenftig vor allem als Projektkoordinator. Um die Vorhaben jedoch nicht ausschliesslich den finanzstarken Herstellern zu ueberlassen, sind in den Komitees fuer das Projekt-Managament je ein Sitz fuer einen Anwender und einen Independent Software Vendor (ISV) reserviert.