Eine Bilanz

Vier Jahre Corporate Blogging bei Frosta

11.01.2010
Von Manfred Leisenberg und Britt van Delden

Blogger sind ohnehin motivierte Mitarbeiter

Die Vermutung, dass sich das Bloggen positiv auf die Identifikation mit dem Unternehmen auswirkt, haben sich nicht bestätigt. Das ist jedoch keine schlechte Nachricht, denn offenbar identifizieren sich die bloggenden Mitarbeiter ohnehin stark mit dem Unternehmen und sind hoch motiviert. Diese Erkenntnis ist nicht neu: Julia Bauhoff schrieb bereits 2007 in dem von Thomas Pleil herausgegebenen Buch "Online-PR im Web 2.0": "Da die Mitarbeiter unter realem Namen mit der Abteilungszugehörigkeit schreiben, kann unterstellt werden, dass nur solche Mitarbeiter schreiben, die sich mit dem Unternehmen identifizieren."

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass nur zwei der elf Umfrageteilnehmer sagten, ihre Arbeitsmotivation habe sich durch das Bloggen verändert. Damit hat sich die Vermutung nicht bestätigt, dass durch den Blog-Erfolg und die transparente Kommunikation ohne Zensur die Arbeitsmotivation der Autoren besser werden würde. Eine Erklärung dafür ist vermutlich, dass Frosta grundsätzlich für Offenheit und Transparenz stehen möchte. Viele Mitarbeiter bezeichnen sich also ohnehin als hoch motiviert und arbeiten gerne für das Unternehmen. Dies ist auch ein Argument dafür, warum der Erfolg des Frosta-Blog so groß ist. Es gibt im Allgemeinen keine negative Publicity.

Die Unternehmensführung von Frosta vermutet, dass Bloggen ohne Zensur durchaus motivierend ist. Das gelte aber für die konzerninterne Kommunikation generell. Möglicherweise hätte es in anderen Unternehmen, in denen die Kommunikation nicht so offen, ehrlich und authentisch ist, unter Umständen ein anderes Ergebnis gegeben. Nicht jedes Unternehmen, das ein Corporate Blog pflegt, lässt die Beiträge und Kommentare ohne vorherige Überprüfung veröffentlichen. Es ist also durchaus möglich, dass in einem anderen Unternehmen die Hypothese der sich verbessernden Arbeitsmotivation verifiziert werden könnte. Die Mitarbeiter eines Unternehmens, das im Allgemeinen nicht so dialogorientiert aufgestellt ist, hätten im Idealfall die vorher aufgestellte Erwartung bestätigt.

Unternehmen müssen offener in der Kommunikation werden

Anhand dieses prominenten Falls lässt sich also nicht ermitteln, ob ein Corporate Blog die Arbeitsmotivation heben kann. Aufgrund seiner offenen Unternehmenskultur war Frosta ohnehin "für das Web 2.0 bereit". Vor diesem Hintergrund wäre eine Untersuchung in einem bloggenden Unternehmen interessant, in dem offene Kommunikation weniger selbstverständlich ist. Allerdings dürfte es schwierig werden, eine solche Firma zu finden. Häufig bloggt dort nur die Führungsebene, gezielt ausgewählte Personen oder ein Blogger allein. Deutsche Unternehmen tun sich schwer, das Kommunikationsmonopol ihrer Pressestellen zu durchbrechen. (hv)