Hersteller setzen zunehmend auf offene Standards

Viele neue Allianzen auf dem Speichermarkt

02.03.2001
MÜNCHEN (CW) - In den Markt für hochverfügbare Speicherlösungen kommt Bewegung. Nachdem Softwarehersteller Veritas verschiedene Allianzen mit Hard- und Softwareherstellern geschlossen hat, ist Marktführer EMC mit einer neuen, offenen Management-Software an die Öffentlichkeit getreten.

Mit einer Reihe von Bündnissen versucht Veritas, seine Claims neu abzustecken. Zusammen mit Datenbankhersteller Oracle und dem Server-Giganten Sun wird gerade ein Bundling-Deal vorbereitet, der vier separate Hard- und Softwarekonfigurationen zum Inhalt hat. Die hochverfügbaren Speicher- und Datenbankpakete der VOS-Allianz werden die Enterprise-Server "4500", "6500", "220R" und "420R" sowie Oracles 8i umfassen. Alle Bundles werden vorkonfiguriert und getestet und sollen "out of the box" eingesetzt werden können. Mit den Rack-Varianten 220R und 420R wollen die Hersteller in erster Linie Service-Provider ansprechen, die schnell einsetzbare Speicher- und Server-Lösungen benötigen. Zukünftige Versionen sollen auch um Oracles Applications erweitert werden.

Eine andere Partnerschaft ist Veritas mit Hitachi und dessen Speichertochter Hitachi Data Systems (HDS) eingegangen. Die Unternehmen werden ihre auf offenen Standards basierenden, plattformunabhängigen Lösungen gemeinsam testen und zertifizieren. Hitachi will seinen Kunden weltweit Produkte und Services von Veritas anbieten.

Auch Speicherriese EMC, der bisher vor allem auf proprietäre Komplettlösungen gebaut hat, setzt künftig auf eine offene Softwareplattform. Mit "ESN Manager" zielt EMC vor allem auf Unternehmen, die bisher Speicher-systeme anderer Hersteller einsetzen. EMC-Speicher-Arrays wie Symmetrix und Clarion können mit Hilfe von ESN Manager in Zukunft in gemischten Umgebungen eingesetzt werden - etwa in Verbindung mit Speicherprodukten von Compaq, Hewlett-Packard und Hitachi Data Systems sowie mit Bandlaufwerk-Systemen von Storage Technology.

EMC beunruhigt KonkurrenzDer Hersteller reagiert damit auch auf die Wünsche der Anwender. Nach Angaben von EMC können mit der Software auch Speichernetz-Switches und andere Geräte von Herstellern wie Brocade und McData gesteuert werden.

Analysten wie Steve Duplessie von der Enterprise Storage Group zeigen sich überrascht von der neuen EMC-Strategie. Bisher habe niemand damit gerechnet, dass der Hersteller sich in dieser Weise mit den Produkten anderer Hersteller kompatibel machen würde. Nach Einschätzung von Duplessie dürfte der Schachzug für die Konkurrenz beunruhigend sein, da der Marktführer mit einer offenen Strategie seine Reichweite noch vergrößern könnte.

Auch der Prozessorgigant Intel hat einen Pakt mit einem Speicherspezialisten geschlossen. Im Rahmen eines auf sieben Jahre ausgelegten Abkommens mit dem Speicherhersteller Network Appliance werden sich beide Unternehmen gegenseitig Technologien, Patente und Produkte im Wert von einer Milliarde Dollar abkaufen. Unter anderem will Intel für seine Data-Centers Speicher-Arrays und Cache-Appliances erwerben, die im Gegenzug Intel-Chips enthalten sollen.

Die beiden Firmen arbeiten bereits seit 1992 zusammen und haben im letzten Jahr gemeinsam das DAFS (Direct Access File System)-Collaborative gestartet. Diese Koalition will mit DAFS die Datenübertragungsraten in Speichernetzen erhöhen.

IBM entscheidet sich für TCP/IPWährend die meisten Anbieter von Highend-Speichersystemen auf die proprietäre Fiber-Channel-Technik setzen, bringt IBM nun neue Produkte, die auf dem offenen Internet-Protokoll TCP/IP basieren. Bisher hatte bereits Network Appliance TCP/IP verwendet, doch nach Ansicht einiger Experten können Produkte, die das Protokoll nutzen, derzeit in Sachen Geschwindigkeit noch nicht mit den Fiber-Channel-Pendants mithalten. Big Blue hat unter anderem die Speicher-Appliance "200i" angekündigt, die mit dem ISCSI-Standard arbeitet. ISCSI setzt das bewährte Peripherieprotokoll SCSI auf den IP-Stack. Dadurch können Speichersysteme über vorhandene TCP/IP-Netze verbunden werden, eine kostspielige Umstellung auf Fiber-Channel entfällt.