Trotz Fachkräftemangel

Verunsicherte Arbeitgeber reagieren mit Entlassungen

12.10.2023
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Über ein Viertel der deutschen Unternehmen reagiert auf die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen mit Entlassungen. Auch bei Gehaltserhöhungen herrscht vornehme Zurückhaltung.
Es scheint so, dass Arbeitgeber in Krisenzeiten – trotz Fachkräftemangel – noch immer auf klassische Konzepte der Kostensenkung zurückgreifen – sprich, Personal freisetzen.
Es scheint so, dass Arbeitgeber in Krisenzeiten – trotz Fachkräftemangel – noch immer auf klassische Konzepte der Kostensenkung zurückgreifen – sprich, Personal freisetzen.
Foto: Hryshchyshen Serhii - shutterstock.com

Die anhaltende Rezession und der spürbare Fachkräftemangel stellen die deutsche Wirtschaft vor bedeutende Herausforderungen. Im Auftrag des HR-Softwareanbieters Cegid befragten die Marktforscher von Appinio Führungskräfte und Mitarbeiter zur aktuellen Arbeitsmarktlage. Die Studie zeigt auf, dass sich diese unsichere Situation besonders auf die Personaldecke in deutschen Unternehmen auswirkt: 27 Prozent der Führungskräfte waren gezwungen, auf die wirtschaftlichen Turbulenzen mit Stellenstreichungen und Personalreduktionen zu reagieren.

Besonders betroffen von diesen Maßnahmen ist laut Untersuchung das produzierende Gewerbe, in dem 40 Prozent der Unternehmen Stellenstreichungen verzeichneten. Aber auch der Handel (26 Prozent) und der Dienstleistungssektor (24 Prozent) blieben nicht verschont.

Auch keine Gehaltserhöhungen

Weiterhin ergab die Umfrage, dass immerhin 19 Prozent der befragten Betriebe gezwungen waren, Gehaltserhöhungen auszusetzen, um den wirtschaftlichen Herausforderungen zu begegnen. Dies traf insbesondere den Handel, wo jeder vierte Betrieb auf Gehaltserhöhungen verzichten musste (26 Prozent).

Nicht alle Unternehmen waren jedoch gleichermaßen betroffen. Etwa ein Drittel der befragten Firmen gab an, dass die Rezession keinerlei Auswirkungen auf sie hatte, und 31 Prozent zahlten einen einmaligen Inflationsausgleich an ihre Mitarbeitenden. Besonders im produzierenden Gewerbe (48 Prozent) war diese Maßnahme verbreitet, im Vergleich zu Handel (33 Prozent) und der Dienstleistungsbranche (27 Prozent).

Zusatzzahlungen stärken Mitarbeiterbindung

"Besonders das produzierende Gewerbe musste schwierige Personalentscheidungen treffen. Um wirtschaftlich handlungsfähig zu bleiben, reagierte es einerseits mit Stellenstreichungen, stärkte aber zugleich andererseits durch die Auszahlung von Inflationsausgleichen die Mitarbeiterbindung", kommentiert Lars Börgeling, Geschäftsführer DACH von Cegid. Die deutsche Wirtschaft verfüge über eine robuste Basis und hochqualifizierte Fachkräfte, ist Börgeling überzeugt.

Im Auftrag von Cegid befragte das Marktforschungsunternehmen Appinio in einer repräsentativen Studie im Juli 2023 deutschlandweit 100 Führungskräfte und 400 Arbeitnehmer aller Geschlechter im Alter von 18 bis 65 Jahren.

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