Vertriebsabkommen mit Novell Mit Franchise-Konzept will Vobis als Systemhaus agieren

29.10.1993

MUENCHEN (hp) - Die Novell Inc. peilt den Massenmarkt an und hat mit der Vobis Microcomputer AG eine Vertriebskooperation vereinbart. Der Discounter moechte zudem einen Komplettservice anbieten und plant hierzu ein Franchise-Projekt mit Fachhaendlern.

Vor kurzer Zeit legte Novell noch grossen Wert auf den ausschliesslichen Vertrieb ueber den autorisierten Fachhandel. Mittlerweile haben sich die Zeiten geaendert, und kaum einer der etablierten Markenhersteller, gleichgueltig ob Soft- oder Hardwareproduzent, kommt an den grossen Discountern vorbei. Jetzt hat sich auch Novell fuer diesen Absatzkanal entschieden.

Novell begruendet diesen Schritt mit der veraenderten Produktpalette. Vor allem durch den Aufkauf des Microsoft-Rivalen Digital Research, Hersteller des Betriebssystems DR-DOS, habe sich das Spektrum von Novell in Richtung Massenmarkt veraendert. "Vor einem Jahr waere dieser Schritt noch nicht moeglich gewesen", kommentiert Willy Soehngen, neuer Geschaeftsfuehrer der Novell GmbH.

Das Vertriebsabkommen mit Vobis umfasst alle Novell-Produkte, also auch serviceintensive wie Netware 3x und 4x. Bei der Vermarktung ueber Vobis setzt der Netzwerkspezialist den Schwerpunkt in erster Linie auf Software wie Novell-DOS 7 und Personal Netware. Hier sieht auch der Highscreen-Hersteller die groessten Chancen. Er hat laut eigenen Angaben 250 000 DR-DOS der Version 3 verkauft und haelt einen erneuten Erfolg des Betriebssystems durchaus fuer moeglich.

Dies waere auch ganz im Sinne des Vorstandsvorsitzenden der Vobis Microcomputer AG Theo Lieven: "Ich bin gegen Monokultur. Deshalb begruesse ich Alternativen zu MS-DOS wie Novell-DOS, Unix und OS/2." Grosse Bedenken hat er gegen Micro- softs Ueberlegungen, die Abnahmevertraege von DOS und Win- dows zu buendeln. Auch die EG- Kartellbehoerde beschaeftige sich bereits mit diesem Thema.

Er koennte sich auch vorstellen, ein anderes Netzwerkprodukt, beispielsweise Token Ring, in das Programm zu nehmen. "Ich glaube aber nicht, dass IBM dazu bereit ist", erklaert der Vobis-Gruender. Dieselbe Haltung nimmt er auch bei den Prozessoren ein. "Wir haben Intel, AMD und Digital im Programm. Da laesst sich wieder handeln."

Das reine Cash-and-carry-Geschaeft hat laut Lieven keine grosse Zukunft. Vor allem durch das Aufkommen von Superstores sei die Konkurrenz stark angewachsen.

Kuenftig will Vobis einen Komplettservice anbieten. Dazu sollen Fachhaendler im Rahmen eines Franchise-Konzepts eingebunden werden. Sie sollen sich kuenftig um Dienstleistungen wie Installationen und Wartung kuemmern. Vobis will fuer die Hardware und den konzeptionellen Rahmen unter dem gemeinsamen Logo Vobis Systemhaus sorgen. "Wir koennen es uns nicht leisten, Kunden wegzuschicken, nur weil wir zu wenig Service im Programm haben", begruendet Lieven diesen Schritt.

Schon auf der Muenchner Systems hat Vobis Ausschau nach interessierten Fachhaendlern gehalten und war laut eigenen Aussagen auch bereits erfolgreich.