Vergleichstest: Web-Konferenzsysteme

02.06.2005
Das IDG-Testlabor prüfte die Produkte von Webex , Microsoft und Macromedia.

Moderne Systeme für Web-Conferencing sind drauf und dran, ein Versprechen einzulösen, das Videokonferenzen nie richtig halten konnten: reale Meetings durch virtuelle zu ersetzen und so die Zahl der notwendigen Geschäftsreisen zu reduzieren. Die führenden Lösungen bieten ein großes Leistungsspektrum, das neben Audio- und Videokommunikation auch Online-Präsentationen, gemeinsame Nutzung von Anwendungen, Chats, Dateiaustausch oder Abstimmungen umfasst. Im Gegensatz zu Besprechungen zwischen physisch präsenten Teilnehmern können virtuelle Meetings bei einigen Anbietern mitgeschnitten und beispielsweise in nachfolgende Konferenzen eingespielt werden.

Der Einstieg großer Softwarefirmen weist auf die steigende Bedeutung dieses Marktes hin und dürfte die Konkurrenz verschärfen. So übernahm Microsoft vor zwei Jahren die Firma Placeware und benannte ihren Service in Office Live Meeting um. Macromedia bietet mit Breeze ein System an, das ursprünglich auf Online-Trainings spezialisiert war. Nach der Übernahme durch Adobe steht zukünftig ein großes Softwarehaus mit Schwerpunkt auf Content-Technologien hinter diesem Dienst. Citrix, groß geworden mit seiner Software für Thin-Client-Computing, entwickelte mit "Goto Meeting" eine eigene Plattform. Sie wurde allerdings im Test der "Infoworld" nicht berücksichtigt. Klarer Marktführer bei Online-Konferenzen ist mit Webex jedoch kein Software-Hersteller. Das Unternehmen hält im weltweit größten Markt, dem der USA, rund 50 Prozent Anteil. In Deutschland spielen Web-Konferenzen bisher nur eine marginale Rolle, die Umsätze liegen hierzulande auch hinter jenen von Großbritannien und Frankreich zurück.

Die gestesteten Services überschneiden sich erwartungsgemäß in puncto Funktionsumfang erheblich, differieren aber zum Teil deutlich bei den Konzepten. So liegt Microsoft besonders an der engen Integration mit Office, was sich nicht nur an der Angleichung der Benutzerführung an das Büropaket bemerkbar macht. Der Client wurde für die Darstellung von Powerpoint-Präsentationen optimiert und verwendet dazu den Originalcode aus der Office-Abteilung. Der Microsoft-Dienst bietet noch keine Videounterstützung, und VoIP funktioniert nur in eine Richtung. Macromedias Breeze präsentiert sich erwartungsgemäß als Musterbeispiel für eine Flash-Anwendung. Dies hat den Vorteil, dass die Funktionen überall dort zur Verfügung stehen, wo es einen Flash-Player gibt. Bei Microsoft werden Benutzer hingegen benachteiligt, wenn sie andere Systeme als Windows verwenden.

Während Breeze und Live Meeting ihren Schwerpunkt auf Kommunikation und Collaboration legen, verfolgt Webex einen anderen Ansatz. Das System bietet eine Reihe vordefinierter Anwendungen wie etwa Seminare, Online-Verkauf, Training und Support. Außerdem strebt das Unternehmen danach, seine Funktionen in Business-Anwendungen zu integrieren, so dass etwa Benutzereingaben während eines Verkaufsgesprächs automatisch in eine CRM-Anwendung übernommen werden können. Im Gegensatz zu den beiden Konkurrenten betreibt Webex mit "Mediatone" eine eigene weltweite Infrastruktur, die Hunderte Server an zehn Standorten sowie ein eigenes Netzwerk umfasst. Daher verspricht die Firma global operierenden Konzernen an sämtlichen Niederlassungen in allen Regionen eine gleich bleibende Servicequalität.

Insgesamt bekommen alle drei gestesteten Dienste gute Noten von der "Infoworld", wobei Webex am besten abschneidet und das Prädikat "exzellent" erhält. Macromedia Breeze liegt in der Endauswertung knapp vor Microsofts Live Meeting, weil es bei den stärker gewichteten Kriterien "Features" und "Integration" mehr Punkte erzielen kann. (ws)