Executive Order

US-Präsident Biden will KI stärker regulieren

31.10.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit einem Präsidentenerlass will Joe Biden ein Regelwerk auf den Weg bringen, um die Entwicklung und den Betrieb von KI-Modellen besser zu kontrollieren. 
US-Präsident Joe Biden will den KI-Anbietern künftig klare Regeln diktieren, die deren Modelle und Tools erfüllen sollen.
US-Präsident Joe Biden will den KI-Anbietern künftig klare Regeln diktieren, die deren Modelle und Tools erfüllen sollen.
Foto: Luca Perra - shutterstock.com

Während die Europäische Union (EU) noch an den Details ihres AI Act feilt, schaffen die USA Fakten. Am 30. Oktober hat Präsident Joe Biden eine sogenannte Executive Order für eine strengere Regulierung von KI-Tools und -Modellen unterzeichnet. Mit dem Dekret soll eine Art Rahmenwerk geschaffen werden, um die nationale Sicherheit und die Rechte von Bürgerinnen und Bürgern zu gewährleisten, ohne dabei die technische Entwicklung auszubremsen.

"Künstliche Intelligenz ist überall um uns herum", sagte Biden. Vieles davon mache das Leben der Menschen besser, aber in einigen Fällen auch schlechter. Der US-Präsident verwies auf die neuen Möglichkeiten in der Krebsforschung oder der Analyse des Klimawandels. Allerdings ermögliche KI auch raffinierte Desinformationskampagnen und habe das Potenzial Gräben innerhalb der Gesellschaft weiter aufzureißen. "Um das Versprechen der KI zu verwirklichen und die Risiken zu vermeiden, müssen wir diese Technologie regulieren", sagte Biden.

Sicherheitstests für künstliche Intelligenz

Mit der Executive Order will die US-Regierung Regeln aufstellen, wie KI-Tools und -Modelle entwickelt und auf den Markt gebracht werden dürfen. Beispielsweise sollen KI-Profis dazu verpflichtet werden, Ergebnisse von Sicherheitstest mit der Regierung zu teilen. Das National Institute of Standards and Technology (NIST) soll Standards entwickeln, anhand derer sich die Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit von KI-Lösungen ermitteln lassen sollen. Das US-Handelsministerium soll Regeln aufstellen, um Labels und Wasserzeichen für KI-generierte Inhalte einzuführen. Bürgerinnen und Bürger sollen auf einen Blick feststellen können, ob sie es mit einem Menschen oder einem KI-gesteuerten Bot zu tun haben.

AI Act: So will die EU Künstliche Intelligenz regulieren

Darüber hinaus sieht Bidens KI-Dekret vor, die Bürgerrechte zu schützen. KI-Modelle dürften nicht ohne Zustimmung mit privaten Daten trainiert werden. Außerdem müsse verhindert werden, dass Algorithmen Konflikte innerhalb der Gesellschaft weiter anfachen oder Kriminelle KI für ihre verbrecherischen Machenschaften einsetzen könnten

Order allein reicht nicht, es braucht Gesetze

Die Maßnahmen, die der US-Präsident anordnete, seien ein entscheidender Schritt nach vorn in den Bemühungen um eine sichere und vertrauenswürdige KI, hieß es seitens der Biden-Administration. Ob sie ausreichen, ist indes fraglich. Derartige Erlässe von US-Präsidenten haben keine Gesetzeskraft. Es werden weitere Maßnahmen erforderlich sein, verlautete denn auch aus dem Weißen Haus. Die Regierung wolle mit dem US-Kongress zusammenarbeiten, um eine parteiübergreifende Gesetzgebung voranzutreiben. Angesichts der tiefen Gräben zwischen den regierenden Demokraten und den von Flügelkämpfen zerrissenen Republikanern dürfte das aber schwierig werden.

Aus den Reihen der KI-Anbieter bekommt Biden Unterstützung. das Dekret sei ein entscheidender Schritt nach vorn in der Steuerung der KI-Technologie, sagte Microsoft-President Brad Smith. Er betonte allerdings auch, dass diese Anordnung auf den freiwilligen Verpflichtungen des Weißen Hauses für sichere und vertrauenswürdige KI aufbaue. Kent Walker, President von Google, ergänzte: "Wir unterstützen die Präsidentenverordnung und freuen uns darauf, mit den Regierungen, der Industrie und der Zivilgesellschaft zusammenzuarbeiten, um diesen kritischen Moment zu meistern."