Verstöße gegen das Antitrust-Abkommen?

US-Industrieverband Procomp kritisiert Microsoft

27.09.2002
MÜNCHEN (CW) - Der Microsoft-kritische Industrieverband Procomp hat erneut die Geschäftspraktiken des Softwarekonzerns angeprangert. Die Gates-Company soll mehrfach gegen eine vorgeschlagene außergerichtliche Einigung im Monopolverfahren verstoßen haben.

Hinter Procomp (Project to Promote Competition and Innovation in the Digital Age) stehen einige von Microsofts größten Konkurrenten, darunter Oracle und Sun Microsystems. In dem seit Jahren schwelenden Antitrust-Verfahren gegen den Softwarehersteller hat die Vereinigung immer wieder dessen Geschäftspraktiken kritisiert.

Die jüngste Initiative bezieht sich auf die außergerichtliche Einigung, die Microsoft vergangenes Jahr mit dem US-Justizministerium und neun von ursprünglich 18 klagenden Bundesstaaten ausgehandelt hat. Zwar ist der Kompromiss bis heute nicht rechtswirksam. Die Gates-Company hat aber bereits damit begonnen, die darin geforderten Maßnahmen umzusetzen. Erst Ende August reichte der Konzern bei einem US-Bezirksgericht ein Papier ein, in dem er ausführt, wie er die Auflagen erfüllen wolle.

In einem Schreiben an das US-Justizministerium wirft Procomp Microsoft nun vor, bereits mindestens sechsmal gegen besagte Auflagen verstoßen zu haben. Im Mittelpunkt steht die Auslieferung eines Service Pack für Windows XP. Damit soll es Kunden ermöglicht werden, mit Windows verbundene Anwendungen wie Browser oder Media Player gegen Programme anderer Hersteller auszutauschen. Eben dies sei entgegen der Darstellung Microsofts nicht oder nur eingeschränkt möglich, kritisiert der Verband.

Unter anderem seien die dafür vorgesehenen Werkzeuge nur schwer aufzufinden, eine Auswahlliste für alternative Anwendungen existiere nicht. Microsoft steht dagegen auf dem Standpunkt, Drittanbieter seien selbst dafür verantwortlich, dass ihre Programme als Optionen in den entsprechenden Menüs auftauchten. (wh)