Atomkatastrophe

Unternehmen bringen Mitarbeiter in Sicherheit

16.03.2011
Büroschließungen, Rückholflüge oder Verlegung in den Süden: Die immer bedrohlicher werdende Lage in Japan zwingt viele Unternehmen zum Handeln.

Die Sicherheit der Mitarbeiter hat oberste Priorität. Aus Angst vor den Folgen der Atomkatastrophe in Japan bringen immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter in Sicherheit. Häufig werden die Beschäftigten in den Süden des Landes gebracht, um möglichst weit von dem Unglücksreaktor Fukushima an der Nordostküste entfernt zu sein.

Der Softwarehersteller SAP hat sich dazu entschieden, seine Mitarbeiter sicherheitshalber in den Süden zu bringen. Das Walldorfer Unternehmen hat rund 1100 Beschäftigte in Japan. SAP stelle Unterkünfte im weniger betroffenen Süden bereit, wo die Mitarbeiter mit ihren Familien Zuflucht finden und auch arbeiten könnten, erklärte eine Sprecherin am Dienstag.

Zuvor hatten bereits die Konzerne Daimler und Bosch teilweise die Angehörigen ihrer Mitarbeiter in Sicherheit gebracht oder ausgeflogen. Der weltgrößte Autozulieferer Bosch hat 36 Standorte mit rund 8000 Beschäftigten in Japan. Daimler beschäftigt knapp 12.900 Leute an elf Standorten in dem Land.

Auch der Pharma- und Chemiekonzern Bayer traf Vorkehrungen für seine rund 700 Mitarbeiter im Großraum Tokio. Die Mitarbeiter und deren direkte Angehörige könnten sich nach Osaka begeben, teilte der Konzern auf Anfrage mit. Dort seien entsprechende Hotelkapazitäten angemietet worden. In Tokio verfüge Bayer über einen reinen Verwaltungssitz, in Osaka befinde sich die Zentrale des Bayer-Gesundheitsgeschäfts. "Die Sicherheit steht an erster Stelle", betonte ein Sprecher. Ein Krisenteam sei gebildet worden. Insgesamt beschäftigt Bayer in Japan 3660 Mitarbeiter, darunter 25 Ausländer vorwiegend aus Deutschland. Alle Mitarbeiter seien nach dem Erdbeben und dem Tsunami wohlauf, sagte der Sprecher.

Vorübergehend geschlossen hat der Leverkusener Spezialchemiekonzern Lanxess sein Büro in Tokio. "Wir sind über die Auswirkungen der Katastrophe entsetzt. Unsere Gedanken sind bei den Betroffenen dieser Tragödie", sagte Lanxess-Arbeitsdirektor und Vorstandsmitglied Rainier van Roessel laut Mitteilung. "Wir haben einen Krisenstab gegründet, der die Lage vor Ort und weitere Entwicklungen zusammen mit dem Landesleiter fortlaufend analysiert."

Die Japan-Zentrale des Konzerns befindet sich in Tokio. Darüber hinaus betreibt die Konzern-Tochter Rhein Chemie im rund 250 Kilometer südwestlich der japanischen Hauptstadt gelegenen Toyohashi einen Standort für Kautschukchemikalien. In Himeji, rund 500 Kilometer südwestlich von Tokio, unterhalte Lanxess ein Kunden- und Service-Zentrum seines Geschäftssegments Leder. Die Mitarbeiter im Land seien wohlauf, die japanischen Standorte des Konzerns unbeschädigt.

Die Führungskräfte des Tokioter Büros werden nach Angaben des Unternehmens vorerst vom Standort Toyohashi aus arbeiten, an dem die Produktion weiterläuft. Lanxess beschäftigt in Japan rund 100 Mitarbeiter. Zu Wochenbeginn hatte der Konzern ein Reiseverbot nach Japan für seine Mitarbeiter ausgesprochen.

Der Münchner Autobauer BMW beschäftigt derzeit rund 800 Mitarbeiter in Japan. 50 deutsche Mitarbeiter hätten das Land bereits verlassen. Den heimischen Mitarbeitern werde angeboten, in den Süden des Landes zu reisen, um sich in Sicherheit zu bringen, erläuterte Konzernchef Norbert Reithofer. Der Konzern beobachte die Lage mit Hilfe eines eigenen Krisenstabes, auch in den nahe gelegenen Ländern wie China oder Korea. BMW hat in Tokio ein Entwicklungsbüro und eine Vertriebsgesellschaft. (dpa/tc)