Richtlinien für PC-Unix-Anbieter

Unix International initiiert einen Pakt gegen Windows NT

25.12.1992

MÜNCHEN (CW) - Die Unix-Anbieter haben sich für das kommende Jahr vorgenommen, den von Microsoft dominierten PC-Markt zu erobern. Nach dem Motto "Nur gemeinsam sind wir stark" versucht das Unix-International-Konsortium (UT), mit einer Reihe von Desktop-Richtlinien eine Allianz vor allem gegen Windows NT auf die Beine zu stellen.

"Windows NT ist das übermächtige Konkurrenzprodukt zu Unix, und wir brauchen soviel Einigkeit wie möglich, um gegen diese Herausforderung zu bestehen", begründet UI-Manager Dave Sandal die Erstellung der Richtlinien gegenüber dem Branchenblatt "Computergram". Die Desktop-Erweiterungen der für Februar 1993 angekündigten Roadmap befassen sich vor allem mit der Interoperabilität von PC-Unix-Derivaten.

Ziel der UI-Initiative ist es, die Anwender davon zu Überzeugen, daß dieselbe Anwendung genauso gut unter Solaris 2, Destiny oder Open Desktop läuft. Allerdings, so "Computergram", ist die Interoperabilität genau jener Zankapfel, an dem die Kooperationsbereitschaft der Hersteller aufhört und der Konkurrenzkampf beginnt.

Als Paradebeispiel für die Uneinigkeit der Hersteller gilt der seit Jahren schwelende Streit um eine einheitliche grafische Benutzeroberfläche. "Der Markt soll entscheiden", ist seit Jahren die einzige Stellungnahme von Standardisierungsgruppen wie X/Open, Unix International und IEEE zu der Auseinandersetzung um OSF/Motif und Suns Open Look. Zwar hat sich ein Großteil der Anwender inzwischen für Motif entschieden, das hindert aber Sunsoft nicht daran, Solarix-Unix mit Open Look auszuliefern. Ähnlich uneinheitlich ist das Vorgehen bei andere Unix-Komponenten. Nun will Unix International die Hersteller mit den neuen Richtlinien nicht nur im werbewirksamen Bereich der Multimedia-Techniken unter einen Hut bringen, sondern sie auch auf eine einheitliche Strategie bei den Benutzeroberflächen verpflichten. Dabei geht es vor allem darum, Regeln festzulegen, die es unnötig machen, beim Wechsel von einer Oberfläche auf eine andere Veränderungen in der Anwendung vorzunehmen. Dann können, so Unix International, die Hersteller auf Applikationsebene miteinander konkurrieren.

Unix International erwartet, daß alle Mitgliedsunternehmen die Desktop-Richtlinien für ihre Unix-Roadmap akzeptieren. Allerdings verpflichtet die Roadmap die Hersteller offenbar zu nichts. So haben sowohl Sunsoft als auch ICL und Data General eigene Implementationen von Unix V.4 auf den Markt gebracht.