Kahlschlag bei der früheren Siemens Enterprise Communications?

Unify entlässt angeblich 1800 Mitarbeiter

03.02.2015
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
In Internet-Foren brodelt es: Angeblich entlässt die aus dem Siemens-Bereich Enterprise Communications hervorgegangene Unify 1800 Mitarbeiter. Entsprechende Mitarbeitergespräche würden bereits geführt und Kündigungen ab Mittwoch verschickt.
Dean Douglas, CEO von Unify (hier bei der Präsentation von Circuit), sieht sein Unternehmen beim Transformationsprozess im Plan - unter anderem auch wegen den Entlassungen in Deutschland.
Dean Douglas, CEO von Unify (hier bei der Präsentation von Circuit), sieht sein Unternehmen beim Transformationsprozess im Plan - unter anderem auch wegen den Entlassungen in Deutschland.
Foto: Hill

Glaubt man Gerüchten im Internet, so müssen in Deutschland bei Unify, dem ehemaligen Bereich Siemens Enterprise Communications (SEN), rund 1.800 Mitarbeiter gehen. Das wären über 25 Prozent der Belegschaft, denn weltweit hat Unify um die 7.000 Mitarbeiter. Hierzulande sollen von der aktuellen Kündigungswelle 12 Standorte betroffen sein. In einschlägigen Foren wird geschrieben, dass mit den betroffenen Mitarbeitern bereits Personalgespräche geführt worden seien. Schriftliche Kündigungen beziehungsweise Aufhebungsverträge sollen wohl ab Mittwoch versandt werden.

Die Gerüchte im Netz

Laut Foren-Posts haben sich Arbeitgeber und Betriebsrat in Deutschland auf einen Sozialplan geeinigt. Demnach soll es neben Aufhebungsverträgen die Möglichkeit zum Übergang in eine beE (betriebsorganisatorisch eigenständige Einheit) geben. Ferner biete das Unternehmen für ältere Unternehmen sogenannte 58Plus-Pakete an. Über die Gründe für die Massenentlassungen gibt es im Netz verschiedene Spekulationen: So vermuten die einen, dass es an schlechten Geschäftszahlen liege, während andere den Grund darin sehen, dass sich die Company aus dem Service-Geschäft zurückziehe. So war denn in letzter Zeit immer wieder hinter vorgehaltener Hand von Kunden und Anwendern zu hören, dass von Unify-Service keine Rede mehr sein könne und dies ganz im Gegensatz zu den früheren Erfahrungen mit dem SEN-Service stehe.

Das sagt Unify

Allerdings kommen die Entlassungen in Deutschland nicht unerwartet. Das Unify-Management betont seit langem, dass sich die Company in einem Transformationsprozess hin zu einem Software- und Service-Anbieter befinde. Ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Transformation war der Marktstart von Circuit, der Plattform für Kommunikation und Zusammenarbeit, im Oktober 2014. Zudem verkündet das Unternehmen seit längerem, dass es künftig ein stärker Channel-fokussiertes Geschäftsmodell verfolgen will. Ein weiteres Ziel des Transformationsprozesses ist laut Dean Douglas, CEO von Unify, eine schlankere Organisation. Hier sieht Douglas Unify im Plan, denn im Rahmen der weltweiten Restrukturierung, sei eine Einigung mit den deutschen Arbeitnehmervertretern bezüglich Interessenausgleich und Sozialplan sowie Tarifvertrag erzielt worden.

Dementsprechend dementiert man seitens Unify auch die Gerüchte im Netz nicht. Allerdings widerspricht man der Darstellung, dass in Deutschland 1.800 Stellen betroffen seien. Offiziell spricht man bei Unify von einem Stellenabbau in Höhe von 800 Mitarbeitern. 300 Stellen seien vom Outsourcing betroffen. Den betroffenen Mitarbeitern werde der Abschluss eines Aufhebungsvertrages oder der Wechsel in eine betriebsorganisatorisch eigenständige Einheit (beE) oder ein spezielles Programm für ältere Mitarbeiter (58Plus-Vertrag) angeboten. Die beE soll den Mitarbeitern dabei helfen, in ein neues Beschäftigungsverhältnis vermittelt zu werden. Des Weiteren legt man bei Unify auf die Klarstellung wert, dass die zwölf Standorte München, Nürnberg, Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf, Leipzig, Berlin, Hannover/Laatzen, Hamburg, Essen, Paderborn, Köln erhalten bleiben.