Neuentdeckte Rechte sollen Mitbewerber überzeugen:

UK-User reichen Kartellklage gegen IBM ein

16.05.1986

LONDON (CW) - IBM übt Druck aus auf die Lieferanten kompatibler Rechner in Großbritannien. Dies teilte die britische Anwendergruppe Compulink der europäischen Kartell-Kommission mit. Befürchtet wird, daß durch Wettbewerbsmißbrauch die Preise für Mikrocomputer steigen könnten.

Anlaß zur Besorgnis bei Compulink sind Copyright-Ansprüche in verschiedenster Hinsicht auf PC-Modelle, die IBM gegenüber "Clone" -Lieferanten in Großbritannien geltend macht. Die Anwender wären über einen möglichen Behinderungsmißbrauch beunruhigt, erklärte Frank Thornley, Vorsitzender der User-Group. Seine Organisation argwöhnt nämlich, daß ein Wettbewerb, wie ihn die römischen Verträge im

Rahmen der Europäischen Gemeinschaft festlegen, nicht mehr garantiert sein könnte. "Die einzige Möglichkeit für Unternehmen, -sich zu verteidigen, ist, die Gerichte anzurufen", so Thornley. Kleine Mitbewerber könnten sich diese für sie kostspielige Hilfe in aller Regel nicht auf Dauer leisten - und hätten sich also dem Druck zu beugen.

Zugleich erhärtete die Anwendergruppe ihre Beschwerde an die EG-Kommission: Sie legte Schreiben von IBM an Clone-Lieferanten vor, die den Charakter von Einverständniserklärungen aufwiesen, und in denen die Händler aufgefordert wurden "Rechte" von Big Blue anzuerkennen.

Das veranlaßte Compulink, sich zum ersten Mal bereits im April dieses Jahres mit der Bitte um Feststellung an die EG-Kommission zu wenden, ob IBM denn tatsächlich "Keyboard-Design" und "Casing" als

Eigentum beanspruchen könne. Für die britische Anwendergruppe allerdings schien zu diesem Zeitpunkt die Strategie des Computergiganten bereits klar: Frank Thornley beschuldigte IBM denn auch, kompatible Lieferanten ausschalten zu wollen.

Seit diesem Zeitpunkt hat IBM den Druck weiter verstärkt, wie die englische Tochterpublikation der Computerworld meldet. In diesem Zusammenhang fällt auf, daß sich IBM kürzlich das Design seines AT patentrechtlich für die nächsten 25 Jahre schützen ließ. Weiterhin ist es in den USA Herstellern kompatibler Rechner untersagt, "AT" in ihre Produktbezeichnung aufzunehmen. Bisher widersetzten sich die meisten allerdings dieser Drohung.

Sperry jetzt zu Burroughs

Was im letzten Jahr am Wiederstand des Sperry-Managements gescheitert war, soll nun auf Biegen und Brechen durchgezogen werden. Michael Blumenthal, der Chairman der Burroughs Corp., hat sich mit einer Offerte von 70 Dollar pro Share direkt an die Aktionäre des Univac-Herstellers gewandt.

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