KI-Tools

Übersicht über Microsofts Copilots

03.01.2024
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Copilots sind ein zentraler Bestandteil der KI-Strategie von Microsoft. Doch welcher Copilot eignet sich für was? Wir geben einen Überblick.
Ende 2023 rief Microsoft-Boss Satya Nadella das Zeitalter der Copilots aus. Wir geben einen Überblick über Microsofts Copilot-Angebot.
Ende 2023 rief Microsoft-Boss Satya Nadella das Zeitalter der Copilots aus. Wir geben einen Überblick über Microsofts Copilot-Angebot.
Foto: Screenshot Microsoft

Copilots sind im Selbstverständnis von Microsoft Assistenten, die den Menschen bei seinen Tätigkeiten unterstützen, inspirieren und bei manchen Aufgaben überhaupt erst befähigen, diese zu lösen. Technisch betrachtet sind es KI-Lösungen auf Basis von Chat-Oberflächen und großen Sprachmodellen, die man in natürlicher Sprache fragen kann.

Mittlerweile hat Microsoft eine ganze Vielzahl dieser Copilots vorgestellt und die Palette reicht von Bing, Edge und Windows 11 über Dynamics 365 und Microsoft 365 bis hin zu Security. Angesichts dieser Vielfalt fragen sich viele Nutzer, was mit welchem Copilot nun möglich ist. Wir geben einen Überblick über die verschiedenen Copilots.

Copilot fürs Web

Anfang 2023 überarbeitete Microsoft seine Suchmaschine Bing. Das Ziel: Eine Suchmaschine, die von KI unterstützt wird. So hat Microsoft für komplexere Suchanfragen Bing Chat vorgestellt, basierend auf den Erkenntnissen und Entwicklungen von ChatGPT und GPT-4.

Während der Microsoft Ignite 2023 erfolgte die Umbenennung von Bing Chat und Bing Chat Enterprise in Copilot. Copilot soll als KI-Tool für das Web sowohl die Rolle eines Assistenten als auch die eines kreativen Partners übernehmen.

Stellt man Copilot eine konkrete Frage, durchsucht er das gesamte Web nach Ergebnissen und liefert eine Antwort. Auf Anfrage können auch komplette Inhalte generiert werden. Verschiedene Texte wie Artikel, Rezepte, Gedichte oder Programmiercodes lassen sich so erstellen. Aber nicht nur Texte, auch Bilder lassen sich mit dem integrierten Image Creator auf Basis des DALL-E-3-Modells generieren.

Copilot in Windows

Microsofts Copilot-Angebot reicht vom Low Code Tool bis hin zum Copilot fürs Web.
Microsofts Copilot-Angebot reicht vom Low Code Tool bis hin zum Copilot fürs Web.
Foto: monticello - shutterstock.com

In den ersten Ländern ist mittlerweile Copilot in Windows verfügbar und erweitert Windows 11 um neue Interaktionsmöglichkeiten. Damit ist Windows 11, so Microsoft, die erste PC-Plattform, die eine zentralisierte KI-Unterstützung anbietet.

Copilot in Windows kann auf Wunsch Inhalte zusammenfassen, Texte schreiben, Objekte auf Bildern freistellen, Anwendungsfenster anordnen oder etwa eine passende Playlist auswählen. Letztlich soll die KI den User dabei unterstützen, Arbeitsvorgänge und Aufgaben am PC einfacher auszuführen.

Der Zugriff auf Copilot erfolgt entweder direkt in der Taskleiste oder über das Tastaturkürzel "Win+C". Einmal aufgerufen, steht Copilot in allen Anwendungen, Programmen und Fenstern zur Verfügung.

Copilot für Microsoft 365

Seit November 2023 ist Copilot für Microsoft 365 für Unternehmenskunden allgemein verfügbar. Dort kombiniert Copilot die Leistungsfähigkeit großer Sprachmodelle mit Microsoft Graph-Daten und Microsoft 365 Apps. Auf diese Weise können Anwendungen wie Word, Excel, PowerPoint, Outlook und Teams nun durch die Eingabe von Textbefehlen genutzt werden.

Eingebettet in die 365 Apps arbeitet Copilot im Hintergrund. In Word kann er den Benutzern etwa einen ersten Entwurf eines Dokuments erstellen, das diese dann überarbeiten und finalisieren können. Copilot in PowerPoint hilft dagegen dabei, Präsentationen mit einem einfachen Befehl zu erstellen. Relevante Inhalte aus anderen Dokumenten kann Copilot auf Wunsch automatisch hinzufügen.

Bei der Analyse von Trends sowie der Visualisierung von Daten unterstützt wiederum Copilot in Excel. Copilot in Outlook hilft unter anderem bei der Vorbereitung von Besprechungen. Und Copilot in Microsoft Teams unterstützt die Nutzer beim Führen von Besprechungen. Zudem sollen sich mit ihm Informationen schneller finden und Chats besser im Überblick behalten lassen.

Ein weiterer KI-Copilot ist Microsoft Chat 365. Dabei soll die KI wie eine Art virtueller Assistent arbeiten, der bei den unterschiedlichsten Büroarbeiten hilft - sei es das Schreiben eines Strategiepapiers, das Buchen einer Geschäftsreise oder das Abarbeiten von E-Mails. Damit der Assistent diese Aufgaben übernehmen kann, ist er Microsoft zufolge mit den E-Mails, Chats und Dokumenten etc. eines Unternehmens sowie dem Internet verbunden.

Bing Chat Enterprise wird Copilot

Microsoft 365 bringt mittlerweile für fast jede App einen eigenen Copilot mit.
Microsoft 365 bringt mittlerweile für fast jede App einen eigenen Copilot mit.
Foto: Tariq Mahmud Naim - shutterstock.com

Der erste Berührungspunkt mit GenAI dürfte für viele Unternehmen Copilot gewesen sein - oder auch besser bekannt unter dem früheren Namen Bing Chat Enterprise. Zumal Copilot ein Bestandteil von Microsoft 365 E3 und E5, Business Standard und Business Premium ist.

Anwendern, die zudem Microsoft Entra - die cloudbasierte Identitäts- und Zugriffsverwaltungslösung in Azure - nutzen, verspricht der Konzern, dass sie die GenAI ohne Sicherheitsbedenken nutzen könnten. So seien sensible Geschäftsdaten bei der Nutzung von Copilot für niemanden sichtbar. Ferner würden Abfragen nicht gespeichert. Des Weiteren würden die Eingaben der Benutzer nicht zum Trainieren der KI-Grundlagenmodelle verwendet.

Copilot in Microsoft Dynamics 365

Für Dynamics 365 bietet Microsoft gleich zwei KI-Tools. Copilot in Microsoft Dynamics 365 adressiert dabei den klassischen CRM- und ERP-Bereich. Dort soll die KI helfen, Aufgaben und Prozesse in Vertrieb, Service, Marketing, Betrieb und Lieferkette zu automatisieren.

Beim Copilot in Microsoft Dynamics 365 Guides liegt der Fokus dagegen auf der Kombination von generativer KI und Mixed Reality. Typische Einsatzgebiete für diesen Copilot könnten etwa Service und Produktion sein. Da soll das KI-Tool den Beschäftigten mit Sprache und Hologrammen unter die Arme greifen, um komplexe Aufgaben und Probleme zu lösen.

Copilot in Microsoft Viva

Dieser Copilot basiert auf dem System Copilot für Microsoft 365, kombiniert mit den Viva-Apps. Copilot in Microsoft Viva soll beispielsweise Führungskräfte bei der Formulierung von Zielen für ihre Mitarbeiter unterstützen. Dazu schlägt die KI etwa Objective Key Results (OKR) vor, die auf Dokumenten wie einem jährlichen Geschäftsplan oder einem Produkt-Strategiepapier basieren. Zudem kann sie den Status der OKRs überwachen.

Gleichzeitig soll die KI den Führungskräften bei der Kommunikation mit den Mitarbeitern helfen. Dazu analysiert der Copilot Trendthemen innerhalb von Arbeitsplatz-Communities.

Auf dieser Basis offeriert die KI Vorschläge zur Personalisierung von Nachrichten mit Optionen zur Anpassung des Tonfalls und der Länge. Darüber hinaus können Führungskräfte Copilot nutzen, um Engagement-Metriken zu analysieren, die Stimmung zu bewerten und Reaktionen zu empfehlen.

Darüber hinaus schlägt Copilot in Viva Learning kuratierte Lernsammlungen und Zusammenfassungen vor, die auf bestimmte Rollen oder Entwicklungsbedürfnisse zugeschnitten sind. Auf diese Weise sollen Führungskräfte ihre Mitarbeiter einfacher aus- und weiterbilden können.

Copilot für Service

Diese KI ist für den rollenbasierten Support konzipiert und umfasst Microsoft Copilot für Microsoft 365. Copilot für Service soll dabei helfen, bestehende Kundenkontaktzentren mit generativer KI zu erweitern.

Microsoft Security Copilot

Mit dem Security Copilot als KI-Assistent für Sicherheitsteams will Microsoft helfen, den weltweiten Mangel an Sicherheitsexperten zu bekämpfen. Auf Basis von Fragen in natürlicher Sprache kann er etwa komplexe Abfragen schreiben und Sicherheitsvorfälle zusammenfassen.

Zudem soll er mit dem Sicherheits-Know-how von Microsoft sowie globalen Bedrohungsdaten dabei helfen, Cyberkriminelle in Schach zu halten. Laut Microsoft hätten erste Einsätze des Security Copilot bei Preview-Kunden gezeigt, dass mit dem KI-Tool bis zu 40 Prozent der aufgewendeten Zeit für Security-Aufgaben eingespart werden könnten.

Copilot in Microsoft Fabric

Bei Microsoft Fabric handelt es sich um eine vereinheitlichte Plattform für Datenanalysen. So integriert Microsoft Fabric etwa Data Factory, Synapse sowie Power BI und unterstützt rollenspezifische Aufgaben im Analyseprozess.

Mit Copilot in Microsoft Fabric können die User natürliche Sprache verwenden, um Datenflüsse und Daten-Pipelines zu erstellen, oder Code zu generieren. Ebenso können mit dem Copilot KI-Modelle erstellt oder Ergebnisse visualisiert werden. Copilot in Microsoft Fabric lässt sich zudem in Microsoft Office und Teams integrieren.

Microsoft Copilot Studio

Dabei handelt es sich um ein Low Code Tool, um Copilot durch die Integration geschäftskritischer Daten anpassen zu können. Ferner ist mit Microsoft Copilot Studio die Erstellung eigener Copilots für den internen oder externen Gebrauch möglich. Dazu nutzt das Tool Konnektoren, Plugins und GPTs, um so die kreierten Copilots mit den passenden Datenquellen für ihre jeweiligen Abfragen verbinden zu können.