Tria IT-Solutions AG: Ein IT-Serviceanbieter tanzt auf vielen Hochzeiten

09.10.2001

Tria hat ein buntes Portfolio von Firmen zusammengekauft Für die derzeitige Schwäche der Aktie gibt es weitere Gründe. Auf dem Höhepunkt des Internet-Hypes kauften sich die Tria-Vorstände im letzten Jahr teuer in Companies der New Economy ein. Über 20 Millionen Mark investierte der Börsenneuling innerhalb weniger Monate in insgesamt sieben Unternehmen. Das Ergebnis ist ein bunt zusammen gewürfeltes Portfolio von Firmen aus den Bereichen E-Commerce, M-Commerce und Web Media - mit kaum erkennbarer Strategie. Bei den Anlegern wurden Visionen aufgebaut, die allzu schnell wieder verblassten.

Ein Beispiel ist Interway AG. Mit 30 Prozent stieg Tria im Januar 2000 bei der Münchner Firma ein, die bereits in diesem Jahr den Sprung an die Börse schaffen sollte. Das 1995 gegründete Unternehmen, noch vor wenigen Monaten als Dienstleister für Marktplatzberatung positioniert, hat sich mittlerweile zum Anbieter von Content-Managment-Systemen gewandelt. Laut Tria-Meldung vom Januar 2000 sollte der "Pre-IPO-Kandidat" im letzten Jahr fünf Millionen Mark, im Jahr 2004 rund 200 Millionen Mark umsetzen. Wie Vorstand Schmid auf der Münchner Hauptversammlung einräumen musste, wurden dann allerdings im Jahr 2000 erst "einige 100000 Mark" Umsatz erzielt - bei drei Millionen Mark Verlust.

Neben Interway sind auch die übrigen Tria-Beteiligungen alles andere als börsenreif. Ob der M-Commerce-Dienstleister Intelligram, die auf Internet-TV-Konvergenz spezialisierte Multimedia in Bayern AG (Mmbag) oder die VLS Virtual Laser Systems AG, die eine E-Commerce-Lösung via virtuellem Zeigefinger entwickelte - auf sehr niedrigem Umsatzniveau schrieben die Firmen zuletzt Verluste.

Trias Corporate-Venture-Strategie ist bislang nicht aufgegangen. Wie andere Neue-Markt-Player ist das Unternehmen auf seinen vermeintlichen Börsenaspiranten sitzen geblieben. Statt eines Exit über den Kapitalmarkt stehen den Münchnern jetzt Wertberichtigungen ins Haus. Davon will Schmid jedoch vorerst nichts wissen: "Ob es in diesem Jahr Abschreibungen geben wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen", erklärt der Marketing-Experte.

Doch so oder so - von ihren Beteiligungsaktivitäten haben sich die IT-Serviceanbieter zum Teil wieder verabschiedet. Im Juni wurden 32 Prozent der I-Products AG - in diesem Tochterunternehmen sind die Beteiligungen gebündelt - an eine vermögensverwaltende Kapitalgesellschaft veräußert. Tria hält heute noch 49 Prozent an I-Products.

Bereits seit Monaten konzentrieren sich die beiden Vorstände wieder verstärkt auf ihr Kerngeschäft IT-Consulting, Systemintegration und Training. Im Ranking der IT-Dienstleister bekommen die Münchner Servicespezialisten allerdings nur durchschnittliche Noten. So lag das Wachstum im Bereich IT-Beratung und Projektgeschäft, wo das Unternehmen im letzten Jahr über die Hälfte der 58,1 Millionen Mark Umsatz generierte, bei etwa 15 Prozent.