Fehler im Onboard-Cache des Crusoe-Chips

Transmeta kämpft mit Kinderkrankheiten

08.12.2000
MÜNCHEN (CW) - Erst in diesem Herbst waren Notebooks mit dem viel diskutierten Transmeta-Prozessor auf den Markt gekommen. Nun heißt es für einige Besitzer schon wieder Abschied nehmen: Aufgrund eines Fehlers im "Crusoe TM 5600" ruft NEC knapp 300 Notebooks mit besagter CPU zurück. Auch Konkurrent Sony ist betroffen - in bis zu 13000 Tragbaren des Notebook-Herstellers könnte der Fehler ebenfalls auftreten.

Die Freude an ihrer Vorreiterrolle dürfte Sony und NEC wohl erst einmal vergangen sein: Die beiden japanischen Unternehmen gehörten zu den ersten Notebook-Herstellern, die Tragbare mit dem Stromsparchip "Crusoe" der kalifornischen Halbleiterschmiede Transmeta auf den Markt brachten. Aufgrund eines Fehlers im Onboard-Cache des mit 600 Megahertz getakteten "TM 5600" musste NEC vergangene Woche 284 Tragbare seiner "La-Vie-MX"- und "G"-Serie mit dieser Chipvariante zurückrufen.

Beim Versuch, mit Hilfe eines aus zwei CD-ROMs bestehenden Recovery-Sets die Originalkonfiguration des Notebooks wiederherzustellen, soll es bei der Neuinstallation von Windows 2000 vereinzelt zu Schwierigkeiten kommen.

Nach Einschätzung von NEC handelt es sich bei dieser Unverträglichkeit des Chips jedoch nicht um ein grundlegendes Prozessorproblem, sondern eher um einen Satz fehlerhaft produzierter CPUs.

Konkurrent Sony, der insgesamt 28 200 "Vaio-GT1"- und "C1"-Modelle mit Crusoe-Prozessor verkauft hat, will alle Motherboards mit dem fehlerhaften Transmeta-Chip kostenlos ersetzen. Von dem Umtausch könnten laut Sony bis zu 13 000 Kleinrechner betroffen sein, die mit dem potenziellen Störenfried ausgeliefert worden waren.

Nach Angaben des Unternehmens hat es in Japan bisher jedoch nur spärliche Reklamationen gegeben. In den USA seien bislang keine Beschwerden eingegangen.

Notebook-Hersteller Hitachi, der japanischen Presseberichten zufolge in seiner "Flora-220-TX"-Serie auch die 600-MegahertzVariante des "TM5600" verwendet, überprüft derzeit, ob der Fehler in seinen Rechnern ebenfalls auftritt.

Für Transmeta könnte der CPU-Lapsus einen Imageverlust bedeuten: Bereits seit einem knappen Jahr versuchen die Kalifornier, sich auf dem heiß umkämpften Halbleitermarkt mit Hilfe der energiesparenden Eigenschaften ihres Chips als ernst zu nehmender Konkurrent von Intel und AMD zu behaupten. Die Börse reagierte nun sensibel: Kurz nach dem Bekanntwerden des Problems fiel der Aktienkurs um 18 Prozent.

In Anbetracht der aktuellen Schwächen des Transmeta-Chips scheint der Ratschlag einiger Marktexperten, sich mit der Anschaffung eines Crusoe-Notebooks noch Zeit zu lassen, nicht ganz unberechtigt. So hatte Gartner vor einigen Wochen angesichts derzeit mangelnder echter Einschätzungsmöglichkeiten des wahren Crusoe-Potenzials zur Geduld geraten.