Kartellrechtliche Bedenken angemeldet

Texas untersucht Microsoft-Praktiken

21.02.1997

Microsoft muß auf die Aufforderung, Fachjargon Civil Investigative Demand (CID), binnen einer Frist von 30 Tagen reagieren. Gegenstand der Untersuchungen in dem südlichen Bundesstaat sind Microsofts Praktiken bei der Vergabe von Discounts auf Software sowie bezüglich der Integration des Web-Browsers "Explorer" in das Windows-Betriebssystem.

Nach den vorliegenden Informationen trachten die Kartellrechtsbeamten aus der texanischen Hauptstadt Austin danach, mit Kollegen aus anderen US-Bundesstaaten zu kooperieren, die das Softwarehaus aus Redmond wegen ähnlicher Fragestellungen überprüfen wollen. Behörde und Unternehmen bestätigen, daß eine offizielle Aufforderung des texanischen Amtes zur Vorlage von Dokumenten ergangen sei, äußern sich im weiteren aber nicht zur Sache.

Rechtsanwalt Gary Reback, gerichtsnotorisch in Sachen Kartellrechtsklagen gegen Microsoft und Rechtsvertreter von Netscape, sagte, die Anklagebehörde mache sich Gedanken über die Möglichkeit, daß ein Unternehmen im Alleingang den freien Handel im Internet durch seinen Einfluß beeinträchtigen oder gar verhindern könne.

Bekanntlich wird die Explorer-Version 4.0 so in das Windows-Betriebssystem integriert, daß dem Anwender die Option offensteht, die Browser-Oberfläche auch als Bedienerführung (Interface) für das Betriebssystem zu nutzen. Auf diese Weise, so die Argumentation, werde es Explorer-Anwendern allzu leicht gemacht, weitere Microsoft-Services in Verbindung mit dem Browser zu nutzen. Anbieter von anderen Browsern wie beispielsweise Netscape fühlen sich ebenfalls benachteiligt. Sie argumentieren, kein Anwender werde mehr ihr Produkt benutzen, wenn Microsofts Browser bereits integraler Bestandteil des Microsoft-Betriebssystems ist.

Aber auch Unternehmen, die über das Internet Dienstleistungen anbieten, könnten von der engen Verknüpfung von Browser und Betriebssystem benachteiligt sein. So bietet die Gates-Company etwa einen "Expedia" genannten Reiseservice für das Web an, der bereits in den Explorer eingearbeitet ist. Andere Firmen, die Internet-Dienstleistungen offerieren, könnten durch Microsofts Strategie benachteiligt werden.