Vergleichstest

Tablets unter 200 Euro im Test

17.02.2013
Von 
Thomas Rau ist stellvertretender Chefredakteur PC-WELT Print bei IT-Media. 
Sie suchen ein Tablet, ein iPad oder Galaxy Tab ist Ihnen aber zu teuer? Mehr als 200 Euro müssen Sie nicht ausgeben. Was günstige Tablets taugen, zeigt unser Vergleichstest.
Das Google Nexus 7 ist günstig - aber auch gut? Tablets unter 200 Euro im Test
Das Google Nexus 7 ist günstig - aber auch gut? Tablets unter 200 Euro im Test

Das Angebot bei Tablets wird immer größer: Neben den iPads von Apple gibt es zahlreiche Geräte mit Googles Betriebssystem Android. Außerdem bieten immer mehr Hersteller Tablets mit Windows 8 an. Wenn Sie ein sehr günstigstes Tablet unter 200 Eurosuchen, kommt aber nur Android in Frage. Denn für ein iPad müssen Sie mindestens 330 Euro anlegen (iPad Mini 16 GB WiFi), ein Windows-Tablet kostet mindestens rund 500 Euro (Acer Iconia W510).

In der Preisklasse unter 200 Euro finden Sie aber längst nicht mehr nur Angebote unbekannter Hersteller: Auch Top-Marken wie Amazon, Google, Acer und Lenovo sind hier mit Android-Tablets vertreten. Für unseren Vergleichstest haben wir das Acer Iconia B1 (119 Euro), das Google Nexus 7 (199 Euro), das Lenovo Ideapad A2107A (199 Euro) und das Amazon Kindle Fire HD (199 Euro) ins Test-Labor geholt.

Ausstattung

Alle Tablets haben einen 7-Zoll-Touchscreen. Ins Internet kommen Sie mit allen per WLAN nach dem 11n-Standard. Nur das Amazon-Tablet aber funkt über die weniger belegte 5-GHz-Frequenz: Es bietet damit die mit Abstand schnellste WLAN-Datenrate, das WLAN-Tempo bei Lenovo und Google liegt im Mittelfeld, das Iconia B1 überträgt nur recht langsam über WLAN.

Beim WLAN-Tempo liegt das Amazon Kindle Fire HD klar vorne
Beim WLAN-Tempo liegt das Amazon Kindle Fire HD klar vorne

Dem Amazon-Tablet fehlt dafür ein GPS-Empfänger, den die anderen Tablets mitbringen. Außergewöhnlich für diese Preisklasse: Das Ideapad A2107A hat sogar ein 3G-Modem – Sie können damit also überall ins Internet und sind nicht auf ein WLAN-Netzwerk angewiesen.

Das Acer-Tablet bietet nur 8 GB internen Speicher, die anderen Tablets haben 16 GB. Nur bei den Tablets von Acer und Lenovo können sie den Speicher per Micro-SD-Karte erweitern. Ein externer Monitor passt dagegen nur an den Micro-HDMI-Ausgang des Amazon Kindle Fire HD. Alle Tablets lassen sich per Micro-USB-Buchse an einen Rechner anschließen, um beispielsweise Dateien zu überspielen. Für Video-Chats haben alle Geräte eine Front-Kamera, die bei Acer und Lenovo allerdings nur in VGA-Auflösung, bei Google und Amazon immerhin mit 1,2 Megapixel. Eine rückwärtige Fotokamera finden Sie nur am Lenovo Ideapad A2107A. Ein Chip für den Nahfunk NFC bietet ausschließlich das Google Nexus 7.

Beim Acer-Tablet ist der Speicherkartenleser durch eine Plastikabdeckung geschützt
Beim Acer-Tablet ist der Speicherkartenleser durch eine Plastikabdeckung geschützt

Software und Apps

Das Google Nexus 7 arbeitet mit der aktuellen Android-Version 4.2.1, das Acer Iconia B1 mit 4.1.2, das Lenovo Ideapad A2107A mit 4.0.3. Die Benutzeroberfläche des Amazon Kindle Fire HD unterscheidet sich deutlich von den anderen Tablets: Amazon hat sie über Android 4.0.3 gelegt: Sie bietet mit dem zentralen Karussell ein anderes Bedienkonzept, das sehr auf die Angebote von Amazon zugeschnitten ist, hat dafür aber beispielsweise eine Kindersicherung.

Die Benutzeroberfläche des Amazon Kindle Fire unterscheidet sich deutlich von den Android-Tablets
Die Benutzeroberfläche des Amazon Kindle Fire unterscheidet sich deutlich von den Android-Tablets

Das Kindle Fire HD hat auch eigenen App Shop. Bei den Tablets von Acer, Google und Lenovo holen Sie sich Apps dagegen über den offiziellen Google Play Store. Den müssen Sie vor allem beim Nexus 7 und beim Iconia B1 häufig besuchen, denn diese Tablets kommen nur mit den Standard-Apps von Android. Der Vorteil: Diese Tablets dürften früher Betriebssystem-Updates erhalten, weil die Hersteller anders als Lenovo keine eigenen Änderungen einpflegen müssen. Dafür bietet das Ideapad A2107A ab Werk die beste Software-Ausstattung, unter anderem mit einem Datei-Manager, Anti-Viren-App oder E-Book-Reader.

Bedienung und Geschwindigkeit

Die Tablets von Acer und Google lassen sich flüssig bedienen. Beim Blättern durch Fotoalben oder beim Surfen stören höchstens Mini-Ruckler. Etwas weniger komfortabel sind das Ideapad A2107A und das Amazon Kindle Fire HD. Spiele sehen auf dem Google Nexus 7 am besten aus: Sein Quad-Core-Prozessor Tegra 3 bietet bei angepassten Spielen wie Riptide zusätzliche Grafikeffekte.

Auch Full-HD-Videos laufen auf dem Google-Tablet am problemlosesten. Das Acer Iconia B1 kommt immerhin mit 720p-Videos problemlos zurecht, ebenso wie das Amazon Kindle Fire HD, das aber nur wenige Dateiformate unterstützt. Der schwächste Prozessor sitzt im Ideapad A2107A: Deswegen ruckeln nicht nur viele Videos. Auch im Browser-Test Sunspider und im System-Test Smartbench 2012 schneidet das Tablet am schlechtesten ab.

Im Sunspider-Test arbeitet das Acer Iconia B1 am schnellsten
Im Sunspider-Test arbeitet das Acer Iconia B1 am schnellsten

Gewicht und Akkulaufzeit

An sich eigenen sich die kleinen 7-Zoll-Tablets gut zum Mitnehmen: Am leichtesten sind das Acer Iconia B1 und das Google Nexus 7, die beiden anderen Tablets wiegen dagegen schon rund 400 Gramm.

Die Tablets von Acer und Google sind echte Leichtgewichte
Die Tablets von Acer und Google sind echte Leichtgewichte

Die beste Akkulaufzeit bietet mit Abstand das Google Nexus 7. Auch das Amazon Kindle Fire HD zeigt noch ordentliche Ausdauer. Schneller an die Steckdose mit das Ideapad A2107A, während das Iconia B1 für unterwegs eigentlich kaum geeignet ist und im Test nicht einmal vier Stunden Laufzeit schafft.

Die größte Ausdauer im Test zeigt das Google Nexus 7
Die größte Ausdauer im Test zeigt das Google Nexus 7

Bildschirm

Das Google Nexus 7 und das Amazon Kindle Fire HD zeigen 1280 x 800 Bildpunkte und damit ein schärferes Bild als die beiden anderen Tablets, die nur 1024 x 600 Bildpunkte auflösen. Die Bildqualität ist beim Amazon-Tablet am besten – es zeigt eine hohe Helligkeit, mit der Sie es selbst draußen noch gut ablesen können. Das Display des Nexus 7 ist noch ganz ordentlich, während die Qualität bei den Bildschirmen des Ideapad A2107A und des Iconia B1 schon eher mäßig ist. Vor allem weil die beiden Display einen sehr eingeschränkten Blickwinkel haben: Wenn Sie das Tablet nicht ideal halten, saufen Farben und Kontrast rasch ab.

Die hohe Helligkeit des Kindle-Tablets sorgt dafür, dass Filme und Fotos gut aussehen
Die hohe Helligkeit des Kindle-Tablets sorgt dafür, dass Filme und Fotos gut aussehen

Billig-Tablets im Test: Fazit

Der Vergleichstest hat einen klaren Sieger: Das Google Nexus 7 überzeugt mit flüssiger Bedienung, einer langen Akkulaufzeit und einem ordentlichen Bildschirm – 200 Euro ist es auf jeden Fall wert.

Die anderen Billig-Tablets zeigen im Test teilweise deutliche Schwächen: Beim Kindle Fire überzeugt die Bedienung nicht, außerdem sind Sie damit auf die Insellösung von Amazon festgelegt. Immerhin können Sie so das umfassende Multimedia-Angebot sehr bequem nutzen. Beim Bildschirm und dem WLAN-Tempo schneidet das Kindle Fire HD besser als das Nexus 7 ab. Auch seine Akkulaufzeit ist ordentlich.

Für die Tablets von Lenovo und Acer spricht vor allem jeweils ein Argument: So günstig wie beim Ideapad A2107A bekommen sie kein Tablet mit 3G. Beim Iconia B1 überzeugt vor allem der niedrige Preis. Beide Tablets haben zeigen deutliche Nachteile bei der Qualität von Gehäuse und Bildschirm sowie bei der Akkulaufzeit.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation PC-Welt.