T-Systems wächst nur im Mittelstand

30.03.2006
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Später Einstieg ins VoIP-Geschäft

Basis des Geschäftserfolgs sind nach wie vor die vielen Kundenkontakte aus den Monopolzeiten der Telekom. Auf etwa 160 000 kleine und mittelgroße Unternehmen beziffert T-Systems das eigene Geschäftspotenzial, zu diesen Firmen gab es früher Geschäftskontakte.

Heute liefert T-Systems für rund 85 Prozent dieser Unternehmen Services in irgendeiner Form, zumeist sind es klassische TK-Dienste. Von insgesamt 4,6 Milliarden Euro Jahresumsatz, die die Mittelstands-Organisation mit Sprach-, Daten- und IT-Diensten erzielt, über 90 Prozent auf TK-Dienste (siehe Grafik) - angesichts von Voice over IP (VoIP) ein ungesundes Verhältnis, denn mit zunehmender Reife der IP-basierenden Sprachübertragung werden klassische TK-Übertragungstechniken hinfällig.

Bislang hat die T-Systems auf VoIP-Anfragen nur reagiert, eigene Angebote waren mit Rücksicht auf das erodierende Geschäft der Festnetztochter T-Com tabu. Doch seit einigen Wochen kennt T-Systems-Chef Lothar Pauly keine Rücksichtnahme mehr, ein eigenes Standardprodukt soll im Mai auf den Markt kommen. Der Schritt war längst überfällig. "Der VoIP-Trend kommt T-Systems sehr gelegen, weil man damit an die eigene Kernkompetenz, die Kombination von TK- und IT-Diensten, betonen kann", schildert Andreas Zilch, Vorstandsmitglied der Experton Group. "Die interessante Frage ist, wie schnell T-Systems seine Mitarbeiter entsprechend schulen kann, um das Angebot an IT-Diensten bis zum Kunden tragen."

Das IT-Portfolio der T-Systems umfasst bislang vornehmlich Infrastrukturdienste wie Hosting, Desktop-Betrieb und Applikationsbetreuung. Für die Bedürfnisse des mittelständischen Kunden ist das nicht genug, denn der möchte alles aus einer Hand beziehen. Für aufwändige Sourcing-Strategien, wie sie die IT-Abteilungen in Konzernen verfolgen, ist selten das erforderliche Personal vorhanden. Zumeist liefern kleine Systemhäuser die Rundumbetreuung, ergänzt durch eigene Softwarelösungen. Will T-Systems diese Anbieter ersetzen, sind Branchenlösungen von Dritten erforderlich. "T-Systems ist die einzige verbliebene Flächenorganisation. Sie hat einen breiten Kundenkontakt und ist damit extrem interessant für Partner", schildert Zilch.