Open Desktop: Kein Betriebssystem für DECs 64-Bit-Architektur

Sybase, Oracle und Informix portieren auf den Alpha-Chip

01.05.1992

MÜNCHEN (CW) - Die Leistungsmerkmale des Alpha-Chips machen ihn offensichtlich zu einer unabdingbaren Plattform für die Anbieter relationaler Datenbanken. Fast gleichzeitig haben die Branchenführer Oracle, Informix und Sybase angekündigt, daß sie ihre Produkte auf diese 64-Bit-Architektur portieren wollen.

"Wir glauben, daß DECs neue Architektur gute Chance hat, sich als künftige Standardplattform für Open-Systems-Anwendungen zu etablieren", begründet Jerry Baker, Senior Vice-President der Product-Line-Division von Oracle, die Portierungsanstrengungen seines Unternehmens.

Außerdem soll die Leistung des neuen Prozessors helfen, "unsere Position im Bereich unternehmensweiter Online-Transaktionsverarbeitung zu verbessern". Die DEC-Rechner gehören, so ergänzt Georg Pöll, Marketing-Manager der Informix GmbH, München, zu den wichtigsten Hardware-Plattformen der Datenbankanbieter.

Während die Mitbewerber Oracle und Sybase neben der OSF/1-Implementierung von DEC auch das proprietäre Open-VMS unterstützen, beschränken sich die Münchner auf die Unix-Variante der OSF. Der Grund: VMS gehört für Informix nicht zu den strategisch wichtigen Plattformen.

Dafür bekundete Pöll Interesse an Windows-NT, das nach einer jetzt bekanntgewordenen Abmachung zwischen Microsoft und Digital Equipment als weitere Basis für den Alpha-Prozessor ausgewählt wurde. Die Verwendung des ACE-Betriebssytems Open Desktop ist entgegen früheren Aussagen des Hardwareherstellers nicht vorgesehen (vgl. CW Nr. 9 vom 28. Februar 1992, Seite. 47).

Obwohl es derzeit nur 50 Rechner mit Alpha-Chip gibt, führen die drei Softwarehäuser erste Versionen ihrer Datenbanksysteme im Rahmen der DEC-World vor, die derzeit in Boston stattfindet. Mit marktreifen Produken rechnet zumindest Informix-Manager Pöll nicht vor Mitte 1993, da Digital die für eine endgültige Portierung nötigen Rechner wohl erst Ende dieses Jahres ausliefern könne.

Optimistischer gibt sich hier Oracle. Die deutsche GmbH läßt verlauten, daß sie ihre Produkte gleichzeitig mit der Auslieferung der ersten Alpha-Rechner freigibt. Das bestätigt auch Frank McCabe, Vice-President Global Information Systems bei DEC: "Angesichts des Marktanteils von Oracle ist es für uns von großer Bedeutung, daß die Produkte des Unternehmen mit dem ersten Release unseres Chips ausgeliefert werden."