HP startet mit Auslieferung seines Highend-Unix-Servers

Superdome stolpert über Benchmark-Ergebnisse

19.01.2001
MÜNCHEN (CW) - Der Start des Highend-Servers "Superdome" verlief für Hewlett-Packard nicht gerade glücklich. Während die Kalifornier mit Benchmark-Rekorden des neuen Servers werben, kritisieren Insider die Testverfahren sowie deren Interpretation.

Termingerecht zu Beginn dieses Jahres hat Hewlett-Packard damit begonnen, seinen im September 2000 vorgestellten Highend-Unix-Server Superdome auszuliefern. Die Rechner, die software- wie hardwareseitig Möglichkeiten zur Partitionierung bieten, gelangen als 16-, 32- und 64-Wege-Maschinen auf den Markt. Augenblicklich arbeiten die Systeme mit Risc-CPUs vom Typ "PA-8700". Ab Ende des Jahres sollen erste Systeme mit Intels IA-64-Prozessoren herauskommen, erklärt HP-Sprecher Klaus Hoeing. Allerdings warte man noch auf den "Itanium"-Nachfolger "McKinley". Die Preise beginnen bei etwa 400000 Dollar.

Mit der Markteinführung hat der Hersteller erste Benchmark-Ergebnisse veröffentlicht. Demnach schafft ein 64-Wege-Superdome unter dem SAP-ATO-Benchmark im Einsatz mit "Mysap. com" 16480 Auftragsverarbeitungen pro Stunde (ATO steht für Assembly to Order). Bislang hielt laut einem Bericht des britischen Nachrichtendienstes "Computerwire" IBM mit dem Modell "680" aus seiner p-Serie den Rekord mit 8570 Auftragsverarbeitungen. SAP will bis jetzt beide Ergebnisse nicht kommentieren.

Hans Rehm, Marketing-Leiter bei IBM, möchte diese Ergebnisse so nicht gelten lassen. So sei der Vergleich zwischen dem 64-Wege-System und dem 24-Wege-Rechner von IBM nicht zulässig. Außerdem habe HP sein Ergebnis aufgrund der physikalischen Partitionierung in einer Three-tier-Umgebung gewonnen, während der p680-Server in einer monolithischen SMP-Konfiguration eine reine Two-tier-Umgebung aufwies (SMP steht für Symmetric Multiprocessing).

Auch der TCP-C-Benchmark, der die Leistung von Datenbankanwendungen misst, rief Kritik hervor. So konnte ein 48-Wege-Superdome mit einem Ergebnis von 194024 Transaktionen pro Minute (tpm) zwar einen Sun-Server vom Typ "E10000" mit 64 Prozessoren (156 873 tpm) schlagen. Die Tatsache, dass IBM mit der p680 ein Ergebnis von 220807 tpm vorweisen kann, ließen die HP-Marketing-Strategen jedoch unter den Tisch fallen.

Auch beim Preis-Leistungs-Verhältnis zieht HP den Kürzeren. So stehen für den Superdome 70 Dollar pro tpm zu Buche. Nach Angaben der Kalifornier schlage man damit den Konkurrenten Sun, der nur auf 106 Dollar pro tpm komme. Dieser Vergleich hinkt jedoch, weil die Sun-Werte vom Mai 1999 resultieren. Neuere Tests geben einen Wert von 49 Dollar pro tpm für die E10000 an. IBMs P680 führt hier mit 43 Dollar pro tpm.

HP-Sprecher Hoeing versucht, trotz der enttäuchenden Ergebnisse Gelassenheit zu verbreiten. So rechne man damit, die Benchmark-Ergebnisse mit der Einführung der IA-64-CPUs von Intel deutlich steigern zu können.