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Suns Starcat ist ein "SMP+-Server"

25.09.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Obwohl sich Sun Microsystems kurz vor einer der wohl wichtigsten Ankündigungen in der Unternehmensgeschichte noch immer reichlich bedeckt hält, sind wichtige neue Details zu den "Starcat"-Highend-Servern durchgesickert, die heute in New York vorgestellt werden.

Obwohl Sun einräumt, dass die Architektur der neuen Systeme Anleihen bei NUMA, COMA und anderen CPU-Clusterungsmethoden macht, bezeichnete Clark Masters, Vice President Enterprise Systems Products, die Starcats gegenüber "Computerwire" als "SMP+-Server". Soll heißen: Vor allem aus Sicht der Anwendungssoftware sehen die Maschinen noch immer wie altbekannte SMP-Server (Symmetrical Multiprocessing) aus. "Dieser Server hat SMP-Latencies und ist einfach ein größerer, böserer Starfire", so Masters.

Herzstück der Architektur ist eine aufgebohrte Version des bereits in den Enterprise-10.000-Maschinen genutzten "Fireplane-Crossbar"-Systembusses. Diesen hatte der Supercomputer-Hersteller Cray 1996 entwickelt; Sun verbesserte ihn im Laufe der Zeit unter anderem durch Technik von Thinking Machines und Kendall Square. Technisch steckt im Starcat ein 18-mal-18 Dreifach-Crossbar-Switch. Dieser unterstützt bis zu 576 GB Hauptspeicher - mehr als doppelt so viel wie jeder andere Highend-Server am Markt.

Anders als bislang vermutet wird die 72-Wege-Konfiguration nicht durch Clustering von Acht-Wege-"Sunfire-3800"- oder 24-Wege-"Sunfire-6800"-Servern mittels des "Wildcat"-Interconnect-Switches erreicht. Dieser, so Masters, komme bei Sunfire-Maschinen nur dann zum Einsatz, wenn es um Cluster mit mehr als den 106 von der neuen Starcat unterstützten Prozessoren gehe.

Statt dessen stecken im 72-Wege-Starcat Vier-Prozessor-Boards, die zusammen mit entsprechenden I/O-Karten in einer Backplane zusammengeführt werden. Wer mehr als 72 CPUs braucht, kann I/O-Karten gegen spezielle speicherlose Server-Boards austauschen. Diese ermöglichen einen Ausbau auf bis zu 106 CPUs. Wie genau Anwendungen und Datenbanken diese Server-Platinen nutzen können, ist noch unklar.

Apropos CPUs: In den Starcats kommen die neuesten "Ultrasparc-III+"-Prozessoren mit 900 Megahertz Taktfrequenz zum Einsatz. Diese sind im Midrange- und Einstiegsbereich bisher noch nicht erhältlich. Die gleich schnellen Quad-Boards aus den Sunfire-Servern 3800, 4800 und 6800 sollen laut Sun zu Starcat kompatibel sein - anders als die älteren 750-Megahertz-Platinen, denen es unter anderem an neu hinzugefügten RAS-Fähigkeiten mangelt.

Ein Starcat-"Einsteigersystem" mit 16 Prozessoren und 16 GB Hauptspeicher kostet ohne Massenspeicher und sonstige Peripherie rund 1,4 Millionen Dollar. Als Betriebssystem wird Solaris 8 mit Update 7 (oder Update 6 plus Patches) unterstützt - und natürlich auch das noch unternehmensinterne Solaris 9, das ohnehin schon für die interne Entwicklung benutzt wird.

Wirklich gespannt sein darf man auf die Benchmark-Resultate der neuen Maschinen. Die hält Sun wirklich noch bis zum offiziellen Launch geheim. "Mit diesen neuen Produkten ist Solaris so langsam wie immer", scherzt Sun-Mann Masters. Von jetzt an werde alles langsam besser - "wie ein guter Wein". Ein rundes Dutzend frühe Starcat-Installationen gebe es bereits, unter anderem intern für die Sun-eigenen ERP-Systeme.

Am Rande des Starcat-Launch wird Sun übrigens auch die Übernahme des bislang von Critical Path vertriebenen "Unikix"-Transaktionsmonitors samt Entwicklungsmannschaft ankündigen. Unikix ist ein Unix-Clone des IBM-Mainframe-Klassikers "CICS". Finanzielle Details der Transaktion sind nicht bekannt.