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Sun und Microsoft erläutern Kooperation

02.12.2004
"Früher haben wir uns gegenseitig die Reifen zerstochen", sagte Sun-CTO Greg Papadopoulos zum Verhältnis zu Microsoft. Jetzt kooperiert man, verriet aber dazu noch wenig Details.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Sun Microsystems und Microsoft haben gestern Stellung zu ihrer vor acht Monaten vereinbarten, auf zehn Jahre angelegten technischen Zusammenarbeit genommen. Dabei blieben beide Unternehmen aber Details eher schuldig. Microsoft hatte im April dieses Jahres fast zwei Milliarden Dollar an Sun gezahlt, um eine Kartellklage wegen Java außergerichtlich beizulegen. Dabei war auch die technische Kooperation angekündigt worden.

Nun machen beide Hersteller erst einmal auf gut Wetter. Manager beider Unternehmen betonten, die Zusammenarbeit habe ja erst begonnen und brauche Zeit, um Gestalt anzunehmen. "Vor neun Monaten haben wir einander die Reifen zerstochen", sagte Suns Chief Technology Officer Greg Papadopoulos. "Jetzt helfen wir uns gegenseitig, die Plattfüße zu reparieren."

Es habe in den vergangenen Monaten bereits 15 Treffen auf Management-Ebene gegeben, außerdem säßen allmonatlich 24 Entwickler bilateral beisammen. Sun und Microsoft haben außerdem einen Beirat etabliert, in dem Firmenkunden sitzen, die Produkte beider Hersteller einsetzen.

Konkretere Formen hat die Zusammenarbeit bereits im Bereich Federated Identity angenommen. Anwender sollen künftig in die Lage versetzt werden, Single-Sign-on-Technik über die Frameworks von Sun ("Liberty") und Microsoft ("Passport") hinweg zu nutzen. Damit beschäftigen sich die Entwickler beider Firmen laut Papadopoulos bereits eifrig, es sei aber noch zu früh, um eine Lösung zu präsentieren.

Ein weiteres Feld der Kooperation sind Standards im Bereich Web-Services. Hier gab es, nachdem beide Firmen in der Vergangenheit konkurrierende Ansätze unterstützt hatten, bei einigen Ansätzen - "WS-Management", "WS-Addressing" sowie "WS-Eventing" - bereits gemeinsame Arbeit an Spezifikationen.

Im Bereich Systems Management soll die gemeinsame Unterstützung des vorgeschlagenen Standards "Web Services Management" es ermöglichen, dass die Produkte beider Anbieter Informationen untereinander austauschen können. Denkbar sei auch eine Erweiterung der Lösungen, sodass Anwender ein gemischtes Windows-Solaris-Netz von einer zentralen Konsole aus verwalten könnten, sagte Papadopoulos.

Dazu kommen noch kleinere Projekte wie die erfolgreiche Zertifizierung von Suns Intel-basierenden Servern für Windows. Außerdem haben beide Unternehmen sicher gestellt, dass Suns Software wie "StarOffice" und das Java Runtime Environment (JRE) mit dem Service Pack 2 (SP2) für Windows XP zusammenspielen.

Keinerlei Brückenschlag ist dagegen bei den konkurrierenden Techniken beider Anbieter zur Programmierung von Web-Services und -Applikationen in Sicht. Es gebe weder Pläne, .NET und Java zusammenzuführen, noch die Architekturen gemeinsam zu vermarkten. "Wir stehen hier weiter in energischem Wettbewerb", erklärte Microsofts Vice President Hank Vigil.

Trotzdem haben beide Firmen offenbar noch Größeres vor. "Ich wäre nicht auf dieser Ebene involviert und Gates wäre das auch nicht, wenn wir glauben würden, es ginge hier nur um die Arbeit in Standardisierungsgremien", erklärte Papadopoulos. "Es gibt greifbare Aufgaben, deren Lösung uns die Kunden aufgetragen haben." Andrew Layman, Director of Distributed Systems/Interoperability bei Microsoft, ergänzte: "Wir sind sehr vorsichtig. Wenn wir etwas anzukündigen haben, dann wird das mit großem Interesse verfolgt. Wir wollen sichergehen, dass es dann auch die Erwartungen erfüllen kann." (tc)