Large-Systems-Seminar der NAS weist auf 3090-Schwächen hin:

Summit wird Sierra-Serie obsolet machen

06.12.1985

FRANKFURT (rs) - Der Sierra Nachfolger "Summit" wird 1988 kommen. Diese Prognose wagte Barry J. Graham, Director Systems Marketing der National Advanced Systems Europa, auf einem Large-Systems-Seminar von NAS in Frankfurt. Als "schlechtes Investment" bezeichnete Graham deshalb die 3090.

Die Sierra, so der NAS-Manager, sei nach der 308X die zweite Systemfamilie, die auf der XA-Architektur basiert. Graham stellte aus der IBM-Vergangenheit einige Produktfamilien gegenüber, um seine These zu belegen. So sei etwa der 360/65 (Lebensdauer vier bis fünf Jahre) die 370/165 gefolgt, die es auf eine Lebensdauer von drei bis vier Jahren brachte. Sinnliche Parallelen sieht Graham bei den Rechnern 370/168 sowie 3033, die beide auf der VS-Architektur basieren. Das Ergebnis dieser IBM-Strategie, immer zwei Systeme einer technischen Basis anzubieten hat nach Ansicht des NAS-Manager

eine Systemlebensdauer von acht bis neun Jahren zur Folge. Dies sei auch der Zeitraum, in dem eine Architekturänderung vorgenommen werden könnte. Daraus ergebe sich 1988 als das Jahr der Summit-Ankündigung.

Chip-Dichte verdoppelt

Die neue Familie wird nach Ansicht von Graham ein Acht-Prozessor-Modell beinhalten, wobei jeweils vier Prozessoren in einem Schrank untergebracht sein sollen. Sofern auch die Summits auf TCM-Basis arbeiten, wird die Chip-Dichte gegenüber den herkömmlichen Thermal Conduction Modules verdoppelt sein. Dies bedeutet eine neue TCM-Technik. Möglicherweise reift IBM aber auch zu einer ganz anderen Packungstechnik.

Weiter sagt Graham für die erste Summit-Generation nur ein eingeschränktes beziehungsweise überhaupt kein Pipelining voraus. Diese Funktion würde immer erst mit der zweiten Generation bereitgestellt. Das erste Summit-Modell wird rund 60 Mips (Millionen Instruktionen pro Sekunde) leisten und den Raumbedarf einer 3081-KX haben. Die Uniprozessor-Version soll dabei etwa 20 bis 22 Mips auf die seine bringen. Graham erwartet ferner die Auslegung der Summit-Systeme als Reduced Instruction Set Computer (RISC).

TCM Problem der 3090

Neben den Summit-Visionen befaßte sich Graham in seinem Referat auch mit den täglichen Problemen der Datenverarbeitung, insbesondere mit denen der Sierra. Als ein Problem der 3090-Familie macht Graham das TCM aus. Sowohl der Hauptspeicher als auch der Cache seien in TCM-Technik ausgeführt, womit beide Speichergrößen beschränkt würden. Die TCMs erlaubten lediglich eine maximale Hauptspeichergröße von 32 Megabytes pro Zentraleinheit.

Für Anwender mit einem höheren Hauptspeicherbedarf mußte sich IBM daher die "Extendend-Storage"-Lösung einfallen lassen, die zwar einen Ausbau um 128 MB erlaubt, in der Geschwindigkeit jedoch langsamer als der "echte" Hauptspeicher ist. Der Cache, wichtigstes Element zur Erhöhung der Speichergeschwindigkeit, ist auf 64 KB je CPU begrenzt (2 KB Cache unterstützen jeweils MB; ein kleinerer Cache setzt die CPU-Geschwindigkeit herab).

Diese Beschränkungen lösten folgerichtig bei NAS-Manager Graham Überlegungen aus, ob TCMs bei der Summit-Serie noch zeitgemäß sind. Immerhin muß für die Summit die Chipdichte mindestens um den Faktor zwei gegenüber der Sierra verbessert werden. Auch die Zykluszeit soll halbiert werden: Die 3090 arbeitet noch mit 18,5 Nanosekunden, Summit wird mit 9,0 Nanosekunden erwartet.

Auch mit der zukünftigen Software-Preisentwicklung befaßte sich NAS-Mann Graham. Das Problem sei, daß die Software-Preisgestaltung durch die kleineren Anwender beeinflußt wurde. So sei es für die Höhe der IMS-Lizenzgebühr unerheblich, ob ein 4341-Anwender 15 Terminals einsetze oder ein 3090-400-Anwender 5000 Terminals. Ähnlich bei den MVS/XA-Preisen: Ob auf der 4381 oder der 3090-400 der Preis ist laut Graham derselbe. Auf der Basis dieser Überlegungen wagte Graham eine Vorhersage für das SoftwareBudget der Anwender. Großanwender müssen danach jährlich mit 30 bis 35 Prozent Mehrkosten bei der Software rechnen, mittelgroße DV-Installationen kommen mit 20 bis 25 Prozent davon, und kleinere Anwender werden vermutlich 15 bis 20 Prozent mehr ausgeben müssen.

Schließlich befaßte sich Graham noch mit dem erwarteten Modell 100 der 3090-Serie. Dieses Modell werde angekündigt, wenn die Verkäufe der 3090-200 nachlassen. Auch die 3083 sei auf den Markt gekommen, als die 3081-Verkäufe in den Keller gingen.