Studieren am Hasso-Plattner-Institut

05.07.2002
Von in Alexandra

Dass der Dialog zwischen Lehrer und Schüler funktioniert, hat nach Ansicht von Lars Schmidt-Bielicke nicht nur mit äußerlichen Rahmenbedingungen zu tun: "Da es ein neuer Studiengang ist, wird auch flexibel reagiert. Wir Studenten werden ernst genommen, wenn wir in den Vorlesungen etwa mehr Praxisbezug fordern", erzählt der 21-jährige Student. Sogar am Freitagnachmittag könne man noch zu den Dozenten kommen, denen bewusst ist, dass auch sie von ihren Schülern etwas lernen können. Ein Idealzustand, von dem andere Hochschulen nur träumen können?

Der schicke Neubau des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam.
Der schicke Neubau des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam.

"Auch hier gibt es trockene Vorlesungen und schwierige Prüfungen", gibt Schmidt-Bielicke zu. Auch Institutsleiter Wendt sieht noch Verbesserungspotenzial. So muss er sich noch mit dem brandenburgischen Wissenschaftsministerium auseinandersetzen, dass dieses auch offiziell den Master-Abschluss des HPI als gleichwertig mit dem Ingenieurdiplom anerkennt. Zudem räumt Wendt mit Blick auf den IT-Arbeitsmarkt ein, dass die HPI-Absolventen nicht unmittelbar nach ihrem Studium als Führungskräfte starten oder große Softwaresysteme planen können. Vielmehr werden auch sie wie die klassischen Informatiker zunächst als Programmierer einsteigen müssen.

Der Professor erklärt das so: "Im Gegensatz zu anderen Ingenieurdisziplinen haben wir in der Welt der Software nicht die Art der Arbeitsteilung, die für den frischgebackenen Ingenieur Aufgaben hätte, für die er seine akademische Ausbildung bräuchte. Er arbeitet anfangs als Programmierer und damit als Techniker. Eine Tätigkeit, die auch umgeschulte Germanisten oder Psychologen ausführen können."

Abstraktionsvermögen gefordert

Wendt ist aber davon überzeugt, dass seine Master-Absolventen mit dem Wissen um die großen Systeme im Hinterkopf so gute Programmierarbeit leisten werden, dass sie sich nach einigen Jahren für die nächste Karrierestufe empfehlen. Zum Gruppenleiter aufgestiegen, seien dann ihr Abstraktionsvermögen sowie ihre Kommunikationsfähigkeit gefragt. "Die Führungskräfte müssen nicht nur ihren Mitarbeitern vermitteln, was sie zu tun haben, um eine große Aufgabe sinnvoll zu zerlegen, sondern auch mit den Vorgesetzten die eigentliche Aufgabe abstecken." Bis also Konrad Hübner seine Vision einer perfekten Ampelsteuerung entwickeln und dem Berliner Bürgermeister darlegen kann, werden die Hauptstadtbewohner noch einige weitere Jahre mit stickiger Luft und Staus am Morgen leben müssen.

HPI in Kürze

Das 1999 gegründete Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam bildet Ingenieure der Softwaresystemtechnik aus. Obwohl SAP-Vorstandschef Plattner mit 100 Millionen Mark das Institut seit 20 Jahren finanziert und zusätzlich 24 Millionen in den Neubau am Grienitzsee investierte, sieht sich das HPI nicht als Ausbildungsstätte für die Firma SAP. "Die SAP-Software ist nur eines unter vielen Systemen, mit denen wir uns befassen", erklärt Institutschef Siegfried Wendt. Wichtige Themen sind auch Computergrafiksysteme, Filmkontruktionssoftware oder Qualitäts-Management von softwarebasierenden technischen Anwendungen.