Studie zeigt Defizite bei Telefongesellschaften Der Multimedia-Rausch laesst das Auskunftssystem vergessen

16.12.1994

MUENCHEN (CW) - Netzbetreiber beziehungsweise Telefongesellschaften setzen zunehmend auf Expansion, muessen jedoch nachhaltig in neue Techniken und Equipment investieren, um im kuenftig schaerferen internationalen Wettbewerb bestehen zu koennen. Zu diesem auch fuer andere Bereiche geltenden Ergebnis kommt die erste internationale Marktstudie zum Thema "Telefonauskunft - Status quo und Entwicklung", die von der pc-plus Computing GmbH durchgefuehrt wurde.

Die Umfrage sammelte Daten ueber einen repraesentativen Querschnitt des weltweiten Telecom-Marktes. Dabei wurden mehrere hundert unterschiedliche Netzbetreiber und Service-Provider ueber ihr Dienstleistungsangebot in Sachen nationale und internationale Auskunft, Gelbe-Seiten-Information, Telex- und Adressauskunft befragt. Ergebnis: 70 Prozent der Carrier wollen innerhalb der kommenden zwei Jahre ihre vorhandenen Systeme massiv erweitern.

Die Frage nach der gegenwaertigen Leistungskraft ihrer Systeme beantworteten die Unternehmen ziemlich einheitlich: "Effizient bis mittelmaessig effizient" lautete nach Angaben der Muenchner Softwareschmiede das eher zurueckhaltende Urteil. 44 Prozent der befragten Netzbetreiber halten ihr System fuer wenig zukunftsorientiert, 41 Prozent wuenschen mehr Flexibilitaet - ein Ergebnis, das auf ehrgeizige Zukunftsplaene schliessen laesst.

Aufgefordert, mehrere Markttrends nach ihrer jeweiligen Bedeutung fuer das eigene Unternehmen zu klassifizieren, votierten die Befragten mehrheitlich fuer "Auskunftsdienste als Gewinnpotential", gefolgt von "Wettbewerbsvorteil durch innovative Auskunftsdienste". Telefongesellschaften wollen also, so das Fazit von pc-plus Computing, konsequenter denn je profit- und marktorientiert arbeiten und setzen hierzu verstaerkt auf innovative Systeme. Interessant ist dabei den Initiatoren der Studie zufolge vor allem, welche Erwartungen investitionsfreudige Carrier an neue Softwareloesungen stellen: Von den Herstellern und Anbietern werden erstklassiger Support, effiziente Systemintegrationsdienste und Qualitaetsnachweise nach DIN ISO 9001 erwartet.

Die technische Infrastruktur der meisten Telefongesellschaften scheint auf der Hoehe der Zeit, obwohl nur etwa 37 Prozent ihr Auskunftssystem in den letzten zwei Jahren modernisiert oder erneuert haben. 20 Prozent der Umfrageteilnehmer setzen laut pc- plus Computing noch auf Grossrechner, der Trend geht allerdings eindeutig zu Unix-basierten Systemen. 29 Prozent nutzen IBM RISC System/6000, Sun- und HP-Komponenten sind ebenfalls im Vormarsch.

Datenbanken bei mehr als der Haelfte aller Anbieter

Eine grosse Rolle spielen zudem Datenbanken, und bei immerhin 54 Prozent der befragten Netzbetreiber kommt eine integrierte Vermittlungstechnik fuer zusaetzliche Dienstleistungen wie automatische Ansage, Weitervermittlung und Abrechnung zum Einsatz.

Auch im Hinblick auf die Groesse der unterschiedlichen Auskunftsdienste konnte die Umfrage ein interessantes Bild aufzeigen, wobei Datenbankumfang und Anzahl der jeweiligen Auskunftskraefte erfasst wurden. Beide ermittelten Werte deuten darauf hin, dass sich Auskunftszentren mehrheitlich in zwei Kategorien gruppieren: Sie sind entweder relativ umfangreich oder eher begrenzt. 42 Prozent der Umfrageteilnehmer verwalten weniger als zwei Millionen, 36 Prozent mehr als zehn Millionen Eintraege. Eine aehnliche Polarisierung ist auch bei der Zahl der Mitarbeiter festzustellen: Ueber 50 Prozent der befragten Unternehmen beschaeftigen weniger als 200 Angestellte, 21 Prozent mehr als 900 Auskunftsexperten in ihren Servicezentralen.