Stadt Wiesbaden lagert an SBS aus

16.11.2004
Das Joint Venture Wivertis startet die einzige Public Private Partnership im deutschen IT-Markt.

Die Stadt Wiesbaden übergibt ihren IT-Betrieb für die nächsten zehn Jahre dem gemeinsam mit Siemens Business Services (SBS) gegründeten Joint Venture Wivertis Gesellschaft für Informations- und Kommunikationsdienstleistungen mbH. Die unternehmerische Führung obliegt dem IT-Dienstleister, der 50,1 Prozent an Wivertis hält. Die verbleibenden 49,9 Prozent gehören der Stadt Wiesbaden. 64 Mitarbeiter der städtischen IT-Abteilung wechseln in die neue Gesellschaft, die die gesamte IT verantworten wird. Die Kommune hat einen entsprechenden Auftrag über 82 Millionen Euro erteilt.

Das Outsourcing-Vorhaben könnte Modellcharakter erlangen - falls es Erfolg hat. Public Private Partnerships, also gemeinsam von Wirtschaft und öffentlicher Hand betriebene Gesellschaften, gibt es im IT-Bereich in Deutschland derzeit nicht. Einzig IBM und die Stadt Leipzig gründeten Anfang 2001 eine ähnliche Organisation namens Lecos, an der IBM Global Services 51 Prozent hielt. Auch die Sachsen planten langfristig mit IBM, doch nach 18 Monaten endete die Zusammenarbeit vorzeitig, weil sich die Anwendungen nicht standardisieren und folglich die Kosten nicht in dem erhofften Maße senken ließen. Zudem gab es kaum Aufträge von anderen Kommunen. Heute hält die Stadt Leipzig wieder 100 Prozent an Lecos.

Der Markt wächst langsam

SBS verfolgt ähnliche Pläne wie weiland IBM. In Wiesbaden soll ein Kompetenz-Center für andere Kommunen entstehen. Die Münchner sind im Behördenmarkt gut vertreten, doch nur ein Fünftel der Jahreseinnahmen von rund einer Milliarde Euro, die der Dienstleister in diesem Segment erzielt, stammen aus Deutschland. Die Marktforscher von Pierre Audoin Consultants erwarten bis 2008 ein Wachstum von sechs bis acht Prozent im deutschen IT-Service- und Softwaremarkt für die öffentliche Hand. (jha)