Rechenmodell für mehr Nachhaltigkeit

So senken gebrauchte Devices Ihre Ökobilanz

23.04.2024
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Wie ein von refurbed und Fraunhofer erstelltes Rechenmodell zeigt, schonen wiederaufbereitete Smartphones, Tablets und Laptops nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt.
Ein Rechenmodell von refurbed zeigt auf, inwieweit wiederaufbereitete Geräte den ökologischen Fußabdruck senken.
Ein Rechenmodell von refurbed zeigt auf, inwieweit wiederaufbereitete Geräte den ökologischen Fußabdruck senken.
Foto: Stock Kryvyi Rih - shutterstock.com

Trotz des enormen Verbrauchs an Energie und Wasser bei der Herstellung von Smartphones, Tablets und Laptops - und weltweit rund 50 Millionen Tonnen Elektroschrott pro Jahr - ist der Trend zu immer neuen Devices nicht zu bremsen. Mit einem nun erstellten Rechenmodell will refurbed, österreichischer Anbieter von aufbereiteten Devices, Aufklärung über den ökologischen Fußabdruck von elektronischen Produkten betreiben und den Effekt von aufbereiteten Geräten demonstrieren.

In einem ersten Schritt beauftragte refurbed dazu im vergangenen Jahr Fraunhofer Austria mit der Berechnung wissenschaftlich fundierter Ökobilanzdaten für fünf ausgewählte Referenzprodukte, nämlich:

  • Apple iPhone 11,

  • Samsung Galaxy S20 FE,

  • Apple iPad Pro 4 2020,

  • Apple MacBook Air 2017 13,3 sowie

  • Lenovo Thinkpad T460 i5.

Basierend auf den Erkenntnissen dieser Pilotstudie entwickelte die Fraunhofer Austria Research GmbH dann ein gemäß ISO 14040/44 verifiziertes Rechenmodell, das eine seriöse Berechnung für mehr als 10.000 Smartphones, Laptops und Tablets bietet. Bei dem Rechenmodell werden drei ökologische Kennzahlen für elektronische Produkte berücksichtigt, nämlich:

  1. CO2-Ausstoß bei der Neuerzeugung vs. beim Refurbishment eines Produktes;

  2. Wasserverbrauch bei Neukauf vs. Refurbishment-Prozess eines Produktes;

  3. Einsparung von Elektroschrott durch Refurbishment statt Neukauf.

"Einmal erstellt, können wir nun mittels Rechenmodell mit verhältnismäßig geringem Aufwand eine Vielzahl von Bewertungen durchführen und so den Konsument:innen proaktiv detailliert Auskunft über die ökologische Wirkung ihrer Produkte geben", so der Projektverantwortliche Paul Rudorf von Fraunhofer Austria.

Zentnerweise CO2-Einsparungen

Welche Einsparungen - die finanzielle Komponente noch gar nicht berücksichtigt - etwa bei Smartphones möglich sind, zeigt sich am Beispiel des iPhone 11 Pro Max (512 GB): Wer sich dieses Smartphone refurbished statt neu anschafft, spart den Berechnungen zufolge 102,6 kg CO2 ein.

Bei den Laptops bringt der refurbished-Spitzenreiter, der Dell Latitude 5420 Rugged (14" | 16 GB) ein rechnerisches Einsparungspotenzial von 872,9 kg CO2 im Vergleich zum Neukauf auf die Waage.

Bei den Tablets wird die Liste des Einsparungspotenzials vom Huawei MediaPad T5 10 (10.1" | 2 GB | 32 GB) angeführt, durch dessen Refurbishment sich ebenfalls beachtliche 221,5 kg CO2 gegenüber dem Neukauf einsparen lassen.

"An diesen Werten kann man deutlich erkennen, wie viel Einfluss individuelle Kaufentscheidungen auf unsere Umwelt haben. Allein bei diesen drei Geräten ist eine Einsparung von mehr als 1,2 Tonnen gegenüber Neukauf möglich", betont refurbed Co-Founder Peter Windischhofer.

Die ermittelten ökologischen Kennzahlen für all jene elektronischen Produkte, die bei refurbed erhältlich sind, sind bereits jetzt öffentlich einzusehen. Die Excel-Tabelle zum Stöbern findet sich hier.

"Ökologische Transparenz ist schon jetzt möglich"

"Wir haben refurbed mit dem Ziel gegründet, Konsument:innen die Möglichkeit und die Entscheidungsgrundlagen zu bieten, nachhaltiger zu konsumieren. Diesem Ziel sind wir heute ein großes Stück nähergekommen", so Peter Windischhofer, refurbed Co-Founder, zur Veröffentlichung des Rechenmodells. "Wir haben nun die Möglichkeit, jene Transparenz herzustellen, von der alle sagen, sie wäre zwar wünschenswert, aber nicht möglich."

Co-Founder Kilian Kaminski ergänzt: "Die geplanten Maßnahmen der Politik, wie zum Beispiel die Einführung des digitalen Produktpasses, der Transparenz bringen wird, sind zwar begrüßenswert, werden aber bis zu deren endgültiger Einführung noch Jahre dauern. Wir wollten zeigen, dass ökologische Transparenz jetzt möglich ist."