Midrange-Rechner soll IBMs Leistungslücke schließen:

Silverlake als Allzweckwaffe gegen DEC

11.12.1987

SECAUCUS (CWN) - Die langerwartete Midrange-Familie Silverlake, von IBM als Nachfolger für die in die Jahre gekommenen Rechnerlinien /36 und /38 konzipiert, soll dereinst einen Leistungsbereich bis in die 3090-Domäne hinein abdecken. Diese optimistische Prognose wagte ein US-amerikanischer Marktbeobachter, der sich mit einer Reihe von Kollegen darin einig zeigte, daß die neue Rechnerfamilie etwa im Frühjahr des kommenden Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll.

Mit den Auslieferungen wird Big Blue dann im dritten Quartal 1988 beginnen, erklärte der Experte, David Andrews vom Marktforschungsinstitut ADM Inc. Der Silverlake soll nach dem Willen des Herstellers und den vereinten Schätzungen der Szenekenner die Kapazitätsprobleme der Anwender heutiger /36- und /38-Systeme lösen. Zu diesem Zweck seien die Spitzenkonfigurationen mit bis zu einem Gigabyte Arbeitsspeicher ausgestattet und bedienten an die 2000 Arbeitsplätze, hieß es. Nach Art eines Vaxclusters des Konkurrenten Digital Equipment ließen sich Mehrprozessor-Konfigurationen des Silverlake bilden.

"IBM bindet der Entwicklungsabteilung nicht länger einen Arm fest, um eine Maschine mit begrenzter Rechenleistung zu bauen", wußte Andrews zu berichten. "Der Silverlake wird IBMs offensichtliche Schwäche im Midrange-Sektor beheben. Damit kann das Unternehmen zu einem echten Konkurrenten von DEC in diesem Marktbereich avancieren."

Zum Auftakt plane Big Blue die Einführung zweier Silverlake-Modelle, die jeweils in einer Reihe unterschiedlicher Konfigurationen ausgeliefert würden. Ähnlich den 9370 werden die neuen Rechner in Racks montiert sein. Bei den ersten Versionen, so Andrews weiter, seien in diesen Schränken bis zu 64 MB Hauptspeicher unterzubringen, konfigurierbar in Inkrementen von 8 MB.

Das Einstiegsmodell soll eine RISC-Architektur aufweisen und für 20 bis 100 Terminal-Anschlüsse ausgelegt sein. Das leistungsstärkere Modell wird vorläufig bis zu 600 Benutzer unterstützen und in drei Varianten angeboten werden, deren stärkste etwa der derzeitigen /38 Modell 700 entsprechen werde. Später einmal - Andrews nannte einen Zeitrahmen bis Anfang der 90er Jahre - könne es gut sein, daß die Silverlake-Familie in ihrer Leistungsfähigkeit bis etwa zur jetzigen 3090-200 aufgestockt werde.