Einfache Ansichten auf Geschäftsmodelle

Siemens-Tool unterstützt das Qualitäts-Management

25.10.1996

Daß die Einführung der ISO 9000 die Qualität sämtlicher Geschäftsprozesse eines Unternehmens verbessern kann, davon sind trotz anfänglicher Skepsis mittlerweile die meisten Firmen überzeugt. Dennoch haben sich laut Siemens-Mitarbeiter Thomas Keller in Deutschland bis jetzt nur etwa 10000 Unternehmen zertifizieren lassen - im internationalen Vergleich ein eher schlechtes Ergebnis.

Als ein Grund für die Zurückhaltung gilt die aufwendige Umsetzung eines QM-Systems. Aus Erfahrung weiß Keller, daß die wenigsten Mitarbeiter eines zertifizierten Unternehmens in der Lage sind, auf Anhieb die für ihre Arbeit relevanten Richtlinien zu nennen beziehungsweise in der QM-Dokumentation zu finden. Die Ursache dafür liege in der Norm selbst, mit der alle möglichen Anforderungen und Einsatzgebiete abgedeckt werden sollen. Die Einordnung spezifischer Firmendokumente in die umfangreiche Normengliederung sei oft schwierig, ebenso das anschließende Auffinden eines Dokuments und die ständige Aktualisierung der Formulare.

DM-Systeme lösen Probleme nur teilweise

Eine mögliche Lösung, so Keller, sei die Einführung eines elektronischen Dokumenten-Managements (DM), in dessen Datenbank alle zum QM-System gehörenden Unterlagen verwaltet werden. Etwa 20 Prozent der zertifizierten Unternehmen würden auf eine entsprechende Lösung setzen. Allerdings: Auch dabei muß jeder Mitarbeiter wissen, wo er nach einem bestimmten Dokument zu suchen hat.

An diesem Punkt soll das von Siemens angebotene Tool ansetzen. Das Modellierungswerkzeug Facets erlaubt die visuelle Darstellung von Geschäftsprozessen und fungiert somit auch als Lokalisierungshilfe für die gesuchten Formulare. Anders als mächtige CASE-Produkte arbeitet die Windows-Software nur mit vier Modellierungselementen, die den wichtigsten Arbeitsabläufen entsprechen: Tätigkeit (durchgezogene Pfeile), Informationsfluß (gestrichelte Pfeile), Informationsknoten (Kreise) und Ergebnisse (Kästchen). Zu jedem Ergebnis beziehungsweise jeder Tätigkeit lassen sich frei definierbare Attribute (Bearbeiter, Abteilung, Dokumente und Notizen) hinterlegen.

Der Vorteil für den Anwender besteht darin, daß er aufgrund der einfachen Ablaufdarstellung jederzeit weiß, an welcher Stelle im Prozeß er sich gerade befindet. Per Mausklick kann er die jeweiligen Richtlinien einsehen, die entsprechenden Formulare aufrufen oder in andere Windows-Applikationen wechseln und von dort Dokumente einbinden.

Um komplexe Geschäftsmodelle übersichtlich anzuzeigen, ermöglicht das Programm unterschiedliche Sichtweisen, die sich über die Attribute einstellen lassen. So können beispielsweise aus einem Gesamtmodell die Ergebnisse und Tätigkeiten ausgewählt werden, für die ein Projektleiter verantwortlich ist. Diese Sichtenbildung - von Facetten leitet sich der Produktname ab - ist laut Hersteller auch bei der Modellierung selbst möglich, so daß sich der Entwickler immer in einer einfach dargestellten Umgebung befindet, aber die Beziehung zum Gesamtmodell nicht verliert.