Mit Passport Wallet wird Microsoft zum Dienstleister

Service soll Konsumenten Web-Einkauf erleichtern

15.10.1999
MÜNCHEN (CW) - Online-Surfer sind beim Einkaufen im Web oft gezwungen, immer wieder die gleichen Informationen einzutippen, wie zum Beispiel ihre Adresse sowie ihre Kreditkartennummer. Von dieser lästigen Arbeit will Microsoft den Internet-Benutzer nun befreien und offeriert mit "Passport Wallet" einen Service für Webshop-Betreiber. Doch der Softwarekonzern ist nicht der einzige Anbieter solcher Systeme.

Microsofts Passport Wallet speichert die Daten des Konsumenten auf einer zentralen Site. Wann immer der Anwender eine Internet-Adresse aufsucht, die für Passport vorbereitet ist, kann er die in der Wallet (Brieftasche) abgelegten Informationen abrufen und sie zum Ausfüllen von elektronischen Formularen verwenden.

Nach Angaben von Microsoft haben sich bisher 50 Firmen bereit erklärt, ihre Websites mit Funktionen für Passport-Kunden auszustatten, darunter der Online-Buchshop Barnesandnoble.com sowie Buy.com, einer der führenden Anbieter von Computerprodukten, Videos, Büchern und Musik im Internet.

Passport Wallet ist eine Weiterentwicklung des Passport-Dienstes, den die Gates-Company im Juli dieses Jahres vorstellte. Die Microsoft-Sites "Moneycentral", "Msn Auctions" sowie der Web-basierte E-Mail-Dienst "Hotmail" sind mit diesem Dienst verbunden. Nach Angaben des Softwarekonzerns liegt die Zahl der registrierten Nutzer bei 40 Millionen.

Für Konsumenten entstehen keine Kosten, wohl aber für Online-Shops. Über den genauen Preis ist man sich in Redmond noch nicht einig, nur soviel ließ die Softwareschmiede durchblicken: Kleine Anbieter sollen mit einigen hundert Dollar zur Kasse gebeten werden, für stärker frequentierte Sites falle ein sechsstelliger Betrag pro Jahr an.

Zunächst dürfte Microsoft aber einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten haben, denn der Konzern will die Daten auf den Servern des E-Mail-Service "Hotmail" speichern, der erst kürzlich Ziel einer Hacker-Attacke war. Kriminelle hatten sich in den Dienst eingeklinkt, ahnungslosen Anwendern den Anmeldeschirm vorgegaukelt und waren so an deren Paßwörter gelangt.

"Der Hacker-Angriff hat nichts mit Passport zu tun", bemerkt ein Firmensprecher dazu. Außerdem hätten die Passport-Nutzer die Kontrolle über ihre personenbezogenen Daten. Ferner gebe es keinen Austausch von Informationen zwischen Online-Shops, die am Microsoft-Dienst partizipieren.

Das Rad neu erfunden hat Microsoft mit Passport Wallet nicht. Schon lange bieten Firmen elektronische Börsen an, beispielsweise IBM mit der "Consumer Wallet" und die US-Firma Entrypoint (www.entrypoint. com). Zudem stellte Novell mit "Digitalme" einen ähnlichen Service wie Microsoft vor.