Düsseldorfer schließen Kooperationsvertrag mit BP-Tochter:

SCS berät Metro bei der Software für den IBM-PC

01.04.1983

DÜSSELDORF/MÜNCHEN - Den Einstieg ins Personal-Computer-Geschäft hat die Düsseldorfer Metro KG offenbar gut vorbereitet. In 30 SB-Großmärkten wird demnächst nicht nur Hardware angeboten, sondern auch Software für den IBM Personal. Um ihren Kunden "einen zusätzlichen Service und zusätzliche Sicherheit" (so die Metro-Ankündigung) zu gewährleisten, hat sich der Großhandelsriese eines potenten Partners versichert: Die BP-Tochter Scientific Control Systems GmbH (SCS) testet "exklusiv für Metro Programme, die ihr von Software-Herstellern angeboten werden".

In ihrer Presseerklärung ist die Metro augenscheinlich bemüht, die Kooperation herunterzuspielen. Man werde der SCS nur "solche Programme für diese aufwendige Prüfung zuleiten, für die (man) einen bestimmten Mengenabsatz erwarten kann". Die für gut befundene Software erhalte dann den Vermerk "SCS-geprüft" und werde in den Bürotechnik-Centren der Metro vertrieben. Dagegen würden Programme für "interessante Problemlösungen", die aber nach Einschätzung der Düsseldorfer nur einen begrenzten Markt hätten, fallweise orientiert, allerdings mit dem Hinweis, daß hier keinerlei Funktionsprüfung erfolgt sei. Bei Programmpaketen der Hardwarehersteller oder international renommierter Softwareanbieter will sich die Metro ebenfalls die SCS-Prüfung schenken.

Tatsächlich beschränkt sich der Beratervertrag nicht nur auf den Softwaretest. Reinhard Strobel vom Münchener Systemhaus der SCS, der Ansprechpartner für den SB-Großhändler: "Wir beraten die Metro auch bei der Auswahl der Märkte, auf die sie sich konzentrieren soll". Im Moment würden als Einstiegspakete Softwareprogramme für die Finanzbuchhaltung und die Auftragsabwicklung getestet, als nächstens sollen Lagerverwaltung und Textverarbeitung folgen. Man werde für jedes einzelne Produkt, das die Metro anbieten wolle, den entsprechenden Anforderungskatalog erstellen und möglicherweise diese oder jene Ergänzung oder Änderung vorschlagen.

Daneben - so Strobel weiter - empfehle man dem Auftraggeber natürlich auch "gewisse Maßnahmen der Qualitätssicherung, die über unseren Test hinausgehen", so zum Beispiel Schulung des Personals oder programmierte Unterweisung.

Gerade diese Ankündigung dürfte in Kreisen des Fachhandels erhebliche Unruhe auslösen. Bisher nämlich sah man in dem Mangel an qualifiziertem Fachpersonal eine Schwachpunkt des Metro-Vertriebskonzepts. Für den Fall, daß die Düsseldorfer auch ins Softwaregeschäft einsteigen sollten, hatten sich einige Händler bereits eine Gegenstrategie ausgedacht. Dazu Günther Maier von der Orgaplus Datenverarbeitung G. Gailer KG in Nürnberg: "Wir werden nur Pakete verkaufen, das heißt, Software alleine gibt es bei uns nicht. Der Kunde kauft bei uns eine Lösung und damit einen gewissen Support vor Ort".

Das könnte die Metro mit Sicherheit nicht bieten, es sei denn, sie verfolge eine völlig neue Geschäftspolitik.

In welche Richtung diese Neuorientierung gehen könnte, deutete Helmut Stichel von der "plan mit" EDV/TV Vermittlungs- und Vertriebsgesellschaft mbH, Maintal, auf einem Workshop seines Hauses zum Thema "Softwarevertrieb für den IBM-PC" an. Seine Hypothese: Da absehbar sei, daß IBMs Kleinster über kurz oder lang Btx-fähig werde, biete die Metro den PC vor allem zu guten Preisen deswegen an, um auf diese Weise ein Fernbestellungsnetz für ihre Kunden aufzubauen. Über diese Bestellterminals könnten dann die Händler alle Artikel des Großhändlers problemlos und ohne Zeitverlust direkt ordern.

Auch zu dem umstrittenen Vertrag zwischen IBM und Metro hat der Fachhändler seine ganz spezielle Meinung. Irgendwann, so Stichel, habe der Grossist Big Blue vor die Wahl gestellt, den Vertrieb des IBM-PCs zu übernehmen oder aber das Mammutgeschäft mit einem anderen Partner zu tätigen.