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Scott McNealy wettert wieder gegen Microsoft

18.06.1999

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Im Rahmen der Entwicklerkonferenz Java One in San Jose, Kalifornien, fand Sun-Chef Scott McNealy wieder einmal die gewohnt hämischen Worte gegen Microsoft. Es gebe nur einen Weg, Microsofts Kontrolle über das Windows-Betriebssystem zu lockern, erklärte McNealy: Die Regierung müsse die Gates-Company zwingen, die Programmierschnittstellen von Windows offenzulegen. Dann könnten endlich auch Dritthersteller die Fähigkeiten des Betriebssystems vernünftig nutzen, ohne vorher eine Genehmigung dafür einzuholen. Besonders ärgerlich sei, daß Microsoft elementare Bestandteile von Windows NT, etwa den Zugriff auf das Speichersubsystem, nicht veröffentliche.

Für den Ausgang des Kartellverfahrens gegen Microsoft hat McNealy auch noch andere sinnvolle Ideen: Man könne die Gates-Company beispielsweise auch dazu verdonnern, ihre Gewinne als Dividende an die Aktionäre auszuschütten oder endlich eigene Forschung und Entwicklung zu betreiben. Denn das Geschäftsmodell der Redmonder beruhe auf dem Zukauf interessanter Technik: "Sie haben DOS gekauft, SQL Server ist von Sybase, der Explorer von Spyglass, und für NT mußten sie ein kleines Geschäft mit DEC machen. Ihre Technologie ist geliehen oder geklaut." Auf diese Weise habe Microsoft bereits etliche Wettbewerber ausgeschaltet, so McNealy.

Lobende Wort fand der CEO (Chief Executive Officer) indes für das Open-Source-Unix Linux. Suns Cheftechnologe Greg Papadapolous habe Linux jüngst übers Wochenende auf seinem Laptop installiert, erzählte McNealy - komplett mit Benutzeroberfläche, Browser und Office-Anwendungen. Plötzlich gebe es eine bessere Umgebung als Windows, und das auch noch kostenlos. "Es ist kleiner, schneller, hat weniger Fehler, und es arbeiten mehr Leute daran als der Staat Washington Einwohner hat - wozu noch Geld für Windows und Office ausgeben?" so die ketzerische Frage von Scott McNealy.