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Schwacher Euro macht IT-Beschaffung teuer

13.12.2000
Wegen des niedrigen Wechselkurses zwischen Dollar und Euro müssen DV-Anwender in diesem Jahr für Hardware, Softwarelizenzen und Wartung deutlich tiefer in die Tasche greifen als vor einem Jahr.

CW-Bericht von Martin Ottomeier

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Den niedrigen Wechselkurs zwischen Dollar und Euro nehmen viele Hard- und Softwarehersteller zum Anlass, die Preise für ihre Produkte zu erhöhen. Davon ist auch die Softwarewartung betroffen.

Für ihre DV-Ausstattung müssen Anwender deutlich tiefer in die Tasche greifen als noch vor einem Jahr. "Wir haben die Preise in der Euro-Zone für die meisten unserer Produkte in diesem Jahr zweimal um rund sechs Prozent erhöhen müssen, um sie an den gestiegenen Dollar anzupassen", gesteht Microsofts Pressesprecher Tomas Jensen. Davon sind vor allem die professionellen Produkte betroffen.

Damit ist das Unternehmen nicht allein. Die meisten großen Hard- und Softwareanbieter aus den USA reagieren auf den sinkenden Euro-Kurs und machen ihre Produkte teurer. Das gilt für IBM und Sun Microsystems ebenso wie für Oracle und Computer Associates (CA).

Bei einigen ist die Anpassung wie bei Microsoft schon erfolgt. So hat IBM die Preise für verschiedene Hard- und Softwareprodukte mit Blick auf den Euro-Kurs in diesem Jahr erhöht, zum Beispiel für die I-Serie-Rechner um rund zehn bis 15 Prozent. Bei Softwareherstellern sind nicht nur die Lizenzen, sondern darüber hinaus

auch die Wartungsverträge betroffen, die eine regelmäßige Belieferung mit Patches und Upgrades sicherstellen. So verfahren zum Beispiel CA und Oracle. Während Oracle dabei allerdings aus dem Bauch heraus agiert und den Preis seiner Produkte anpasst, wenn die Wechselkursdifferenzen dies erforderlich machen, gibt es bei CA ein klares Vorgehen: "CA überprüft regelmäßig zu Beginn eines Geschäftsjahres, ob die deutschen Preise noch das Wechselkursverhältnis widerspiegeln, und passt sie gegebenenfalls an", beschreibt Pressesprecherin Evelyn Angel den Kurs, und verspricht: "Das Wechselkursverhältnis gilt dann ein Jahr."

Beim PC-Hersteller Dell findet diese Überprüfung alle drei Monate statt. Einige IT-Unternehmen legen sich gar nicht auf ein bestimmtes Vorgehen fest. So modifiziert Siebel die Preise seiner Produkte regelmäßig bei neuen Versionen wegen der darin enthaltenen zusätzlichen Funktionen. Wartungsverträge haben zwar in der Regel eine Laufzeit von drei Jahren, aber

nach einem Jahr wird der vereinbarte Preis überprüft und gegebenenfalls angepasst, wenn er in einem Missverhältnis zur Leistung steht. In diese Preisfindungsmechanismen fließen auch die Wechselkursschwankungen ein.

Andere Unternehmen wollen nicht sagen, wie sich der Euro auf die Preise auswirkt. Hierzu gehören Hewlett-Packard und BMC Software. Auch Ausnahmen gibt es, bei denen die Anbieter an ihren deutschen Preisen festhalten und die Wechselkurslasten selbst tragen, wie Compuware und SAS Institute.

Zumindest großen Anwenderunternehmen ist die Problematik vertraut. So haben die Einkaufsabteilungen bei der Hypo-Vereinsbank und der Deutschen Bank die höheren Ausgaben bereits registriert. Die Preissteigerungen fallen dort aber nicht sonderlich ins Gewicht. Bei den DM Drogeriemärkten erwartet Erich Harsch, in der Geschäftsleitung für IT zuständig, ebenfalls gestiegene Kosten. Dort wird aber im Einzelfall über die Projekte auch unter dem Aspekt des Return on Investment entschieden ­ und der fällt bei höherem Investitionsvolumen geringer aus.